Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist im Oktober stabil geblieben. Das Ifo-Geschäftsklima verharrte auf dem Stand des Vormonats von 94,6 Punkten, wie das Forschungsinstitut am Freitag in München mitteilte. Damit bleibt das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer auf niedrigem Niveau. Im August hatte der Ifo-Index noch den tiefsten Stand seit Ende 2012 erreicht. Nach Einschätzung von Ökonomen ist weiterhin keine Trendwende zum Besseren in Sicht.
Analysten hatten für Oktober einen Dämpfer erwartet. Sie waren im Schnitt von einen leichten Rückgang auf 94,5 Punkte ausgegangen. Im Verarbeitenden Gewerbe habe der Abwärtstrend beim Geschäftsklima vorerst gestoppt werden können, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. In diesem Bereich habe es sogar einen Anstieg gegeben.
Das vergleichsweise stark vom Export abhängige Verarbeitende Gewerbe in Deutschland leidet unter internationalen Handelskonflikten und der Sorge um einen ungeregelten Brexit. Zuletzt drohte die Schwäche auch auf den Bereich Dienstleistungen überzugreifen, der nach wie vor eine wichtige Stütze für die Konjunktur in Deutschland ist.
"Die deutsche Konjunktur stabilisiert sich", stellte Ifo-Präsident Fuest nach der Umfrage fest. Die Erwartung an die künftigen Geschäfte habe sich im Oktober etwas aufgehellt. Der entsprechende Unterindikator stieg um 0,6 Punkte auf 91,5 Punkte. Dagegen wurde die aktuelle Lage schlechter eingeschätzt. Der Unterindikator sank von 98,6 Punkten im September auf 97,8 Zähler im Oktober.
Mit Blick auf die bessere Einschätzung der künftigen Geschäfte erkannte Chefvolkswirt Uwe Burkert von der Landesbank Baden-Württemberg noch keine Hinweise für eine generelle Trendwende zum Besseren in der deutschen Wirtschaft. Dafür seien "die heutigen Veränderungen in ihrem Ausmaß noch zu unbedeutend", sagte Burkert.
Auch nach Einschätzung von Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, ist "noch längste keine Trendwende in Sicht". Er geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft auch im dritten Quartal geschrumpft sein dürfte und damit das zweite Quartal in Folge. Ökonomen sprechen von einer "technischen Rezession", wenn die Wirtschaftsleistung in zwei aufeinander folgenden Quartalen sinkt.
Am Devisenmarkt hielten sich die Kursreaktionen nach den Ifo-Daten im Grenzen. Der Kurs des Euro konnte nur leicht zulegen.
Das Ifo-Geschäftsklima basiert auf der Befragung von etwa 9000 Unternehmen. Die Kennzahl gilt als zuverlässiger Indikator für das künftige Wirtschaftswachstum der größten Volkswirtschaft Europas./jkr/bgf/fba
AXC0143 2019-10-25/11:16