Erst hat Nordkorea die Regierung in Seoul mit Plänen zum Abriss südkoreanischer Tourismusanlagen am Kumgang-Gebirge im Norden überrascht, jetzt fordert Pjöngjang von Südkorea, die Gebäude selber abzureißen. Auch habe Nordkorea in einem Schreiben erklärt, das Land wolle selbstständig eine neue internationale Touristenzone am Kumgang-Gebirge an der Ostküste aufbauen, teilte ein Sprecher des Vereinigungsministeriums in Seoul am Freitag mit.
Zunächst hatte es in einer Mitteilung des Ministeriums geheißen, Pjöngjang habe offizielle Kontakte zu den Abrissplänen vorgeschlagen. Die Diskussion solle "in Form eines Dokumentenaustauschs" geführt werden. Südkorea hatte zwei Tage zuvor von den Abrissplänen über die Staatsmedien des abgeschotteten Nachbarlandes erfahren.
Dessen Forderungen erfolgen inmitten stagnierender Beziehungen zwischen beiden Staaten, die sich im vergangenen Jahr nach den schweren Spannungen 2017 wieder angenähert hatten. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hatte Anfang 2019 erklärt, er sei bereit, das innerkoreanische Tourismusprogramm für das Kumgang-Gebirge wieder aufzunehmen. Dem Vorhaben standen jedoch die von Seoul unterstützten internationalen Sanktionen gegen Nordkorea im Weg, das Atomwaffen entwickelt.
Vor elf Jahren hatte Seoul das gemeinsame Tourismusprogramm wegen der Todesschüsse eines nordkoreanischen Soldaten auf eine südkoreanische Touristin in dem Gebiet auf Eis gelegt. Bis dahin galt das Projekt als Symbol der innerkoreanischen Zusammenarbeit.
Nordkorea habe jetzt die "Regierung und private Unternehmen aufgefordert, zu einer vereinbarten Zeit ihre Anlagen zu beseitigen", sagte der Sprecher des Vereinigungsministeriums. Praktische Dinge könnten über einen Austausch von Dokumenten geregelt werden. Der Sprecher betonte dagegen, nach seiner Ansicht seien Treffen von Regierungsvertretern beider Länder nötig. Südkorea wolle "kreative Lösungen für das Kumgang-Gebirge" entwickeln, hieß es.
Das Ministerium kündigte auch an, die Regierung werde "in der Angelegenheit aktiv vorgehen", um den Besitz von Südkoreanern zu schützen. Das südkoreanische Unternehmen Hyundai Asan hatte die Reisen zum Kumgang-Gebirge in Nordkorea organisiert und dort auch den größten Teil der Investitionen in die Anlagen wie Hotels und Restaurants getätigt. Nordkoreas Machthaber war am Mittwoch von den Staatsmedien mit den Worten zitiert worden, "alle unerfreulich wirkenden Anlagen Südkoreas" sollten beseitigt und durch moderne Einrichtungen in nordkoreanischem Stil ersetzt werden./dg/DP/jha
AXC0214 2019-10-25/14:16