Mainz (ots) - Es ist keine abstrakte Gefahr, sondern leider eine sehr konkrete, über die wir hier reden: Im Jahr 2050 könnten weltweit zehn Millionen Menschen an multiresistenten Krankheitserregern sterben. Diese Zahl basiert nicht etwa auf einer vagen Schätzung, sondern auf einer beängstigend exakten Hochrechnung. Nachzulesen im Bericht des Ökonomen Jim O'Neill an die britische Regierung aus dem Jahr 2014. Fünf Jahre sind seitdem vergangen, doch passiert ist seitdem nicht viel - trotz vollmundiger Absichtserklärungen seitens der Industrie, in die Erforschung und Entwicklung dringend benötigter neuer Antibiotika zu investieren. Stattdessen steuert die Menschheit sehenden Auges auf eine sich bereits abzeichnende Katastrophe zu. Es ist das gleiche Dilemma wie beim Klimawandel: Alle wissen, dass etwas getan werden muss und zwar jetzt, doch niemand tut etwas - weil es sich nicht rechnet. Aus Sicht der Unternehmen ist die Forschung im Bereich Antibiotika nicht profitabel genug, also lassen sie es bleiben. Das sind die Gesetze des Marktes. Es soll allerdings vorkommen, dass diese Gesetze in die Irre führen - besonders häufig dann, wenn es um das Allgemeinwohl geht. Nur zwei Lösungen sind denkbar: Entweder pumpt der Staat noch mehr Geld in die Industrie, um deren Forschungsdrang anzukurbeln, oder der Staat übernimmt diesen Bereich gleich selbst, indem er etwa die Universitäten entsprechend ausstattet. Von solch grundsätzlichen Überlegungen ist zur Zeit jedoch wenig aus Berlin zu hören. Allenfalls halbherzig wird die Problematik angegangen, umso eifriger die Notwendigkeit einer internationalen Lösung betont. Wie beimKlimawandel.
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