BERLIN (Dow Jones)--Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat seine Pläne für eine europäische Cloud präzisiert, mit der Europa unabhängiger von US-Plattformen werden soll. In Zusammenarbeit streben Bundesregierung, Wirtschaft und Wissenschaft "eine leistungs- und wettbewerbsfähige, sichere und vertrauenswürdige Dateninfrastruktur für Europa" an, heißt es in der Präambel der beteiligten Akteure zum Cloud-Projekt GAIA-X, in das Dow Jones Newswires Einblick hatte. Mehr Details sollen am Dienstag auf dem Digitalgipfel in Dortmund vorgestellt werden.
An der Entwicklung des Projekts beteiligen sich neben dem Wirtschaftsministerium und Forschungsinstituten auch verschiedene Unternehmen, wie beispielsweise SAP AG, Deutsche Telekom AG, Siemens AG, Robert Bosch AG und die Deutsche Bank AG.
"Ziel des Projekts ist eine vernetzte, offene Dateninfrastruktur auf Basis europäischer Werte. Sie soll ein digitales Ökosystem begründen, in dem Daten sicher und vertrauensvoll verfügbar gemacht, zusammengeführt und geteilt werden können", heißt es in einem Papier des Bundeswirtschaftsministeriums zu dem Projekt GAIA-X, das Dow Jones Newswires vorliegt.
Deutschland und Europa haben beim Thema Datenökonomie Nachholbedarf. Dieser Wirtschaftsbereich wird von den US-Unternehmen Google, Amazon und Microsoft dominiert, wo andere Maßstäbe als die des europäischen Datenschutzes angelegt werden. Es gibt in Berlin aber auch innerhalb der Europäischen Union zunehmend die Sorge, dass Europa bei der Nutzung der Daten, die als Rohstoffe des 21. Jahrhunderts gesehen werden, den Anschluss an die USA aber auch China verlieren könnte.
Datensouveränität und breite Verfügbarkeit gelten als entscheidend für erfolgreiche Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Aus diesem Grund will die deutsche Bundesregierung ihre Anstrengungen intensivieren, um eine konkurrenzfähige europäische Cloud zu schaffen, die auch Cybersicherheit gewährleistet.
Eine Dateninfrastruktur solle insbesondere Innovationen im Bereich der Künstlichen Intelligenz und im Bereich von Industrie 4.0 fördern und vorantreiben, heißt es in der Beschreibung zu GAIA-X. Die Dateninfrastruktur solle zur digitalen Souveränität und Datensouveränität beitragen und "die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft stärken - allen voran die des Mittelstands - und Arbeitsplätze sichern".
Ziel sei es, eine zentrale, europäisch getragene Organisation zu schaffen. Die Cloud sieht sich demnach dabei sieben Leitprinzipien verpflichtet: europäischer Datenschutz, Offenheit und Transparenz, Authentizität und Vertrauen, Souveränität und Selbstbestimmtheit, Freier Marktzugang und europäische Wertschöpfung, Modularität und Interoperabilität und schließlich Nutzerfreundlichkeit.
"Wir ermöglichen mit diesem Konzept einer vernetzten Dateninfrastruktur, dass sich Europa mit einem vitalen Ökosystem in der Datenökonomie entfalten kann. Wir streben ein Ökosystem an, das Wirtschaft, Wissenschaft, Staat und Gesellschaft gleichermaßen Souveränität und Nutzen bietet", heißt es in der Präambel zu dem Projekt GAIA-X.
Laut Wirtschaftsministerium geht es nun in einem nächsten Schritt darum, das Projekt zu verstetigen und in eine geeignete Rechtsform zu überführen. Ziel ist es, dass im ersten Halbjahr 2020 dazu eine Organisation gegründet wird. Diese soll dann eine "Referenzarchitektur der vernetzten Dateninfrastruktur" schaffen und für die Festlegung und Spezifizierung der technischen Anforderungen und des Regelwerks der Dateninfrastruktur verantwortlich sein.
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October 27, 2019 04:00 ET (08:00 GMT)
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