APA ots news: WIFO: Weihnachtsgeschäft 2019: Trotz schwacher Konjunkturlage Ausblick verhalten positiv
Wien (APA-ots) - Nach einem Rückgang im letztjährigen Weihnachtsgeschäft
kann der heimische Einzelhandel im Dezember 2019 mit einem Ergebnis
über dem Vorjahresniveau rechnen. Das WIFO prognostiziert einen
weihnachtsbedingten nominellen Mehrumsatz (netto) von 1,22 Mrd. .
Dies entspricht einem Zuwachs von etwas mehr als 1%. Trotz schwacher
gesamtwirtschaftlicher Konjunkturlage zeigt sich die
Ausgabenbereitschaft der privaten Haushalte zuletzt weiterhin robust.
Dies dürfte auch die Kauflaune zu Weihnachten stützen. Die stärksten
Umsatzspitzen im Vergleich zu einem "normalen" Monat dürften wieder
der Handel mit Spielwaren, Uhren und Schmuck, Büchern sowie
Unterhaltungselektronik verzeichnen.
Mit dem ersten Advent-Einkaufssamstag startet der heimische
Einzelhandel traditionell ins Weihnachtsgeschäft, auch wenn die Tage
und Wochen davor bereits versucht wird, die weihnachtliche Kauflaune
anzuregen. In den folgenden knapp vier Wochen bis zu den
Weihnachtsfeiertagen und dann weiter bis zum Jahreswechsel, erhofft
sich der Handel Jahr für Jahr kräftige Umsatzsteigerungen. Für das
Weihnachtsgeschäft 2019 ist der Ausblick verhalten positiv: Das WIFO
prognostiziert für den gesamten Einzelhandel (ohne Kfz-Handel und
Tankstellen) einen weihnachtsbedingten Nettomehrumsatz im Dezember in
der Höhe von 1,22 Mrd. bzw. +1,2% (nach 1,20 Mrd. im Jahr 2018).
Insgesamt wird das Umsatzvolumen dabei im Dezember 2019 auf nominell
6,40 Mrd. geschätzt.
Im Vergleich zur Ausgangslage im letztjährigen Weihnachtsgeschäft
zeigt sich die gesamtwirtschaftliche Entwicklung aktuell deutlich
schwächer als noch vor einem Jahr. Die konjunkturelle Dynamik hat
sich im Jahresverlauf spürbar eingebremst. Nachdem dies jedoch
mehrheitlich durch außenwirtschaftliche Einflussfaktoren indiziert
wurde und unmittelbar auf den produzierenden Bereich sowie die
Investitionen gewirkt hat, blieb die Inlandsnachfrage auf Seiten der
privaten Haushalte weiterhin recht robust. Eine gegenüber dem Vorjahr
verbesserte Entwicklung bei den real verfügbaren Haushaltseinkommen
hat hier stabilisierend gewirkt. Ebenso stellt sich die Lage auf dem
Arbeitsmarkt in den letzten Monaten noch recht robust dar, der
vergangene Konjunkturaufschwung wirkt hier noch nach. Auch das
Konsumentenvertrauen hat sich zuletzt stabilisiert, wenn auch auf
geringerem Niveau.
Die bisherige Umsatzentwicklung im heimischen Einzelhandel (Jänner
bis September +2,3% nominell) liegt auch über dem Vergleichszeitraum
des Vorjahres (+1,7%). "Die sich verschlechternde Großwetterlage am
Konjunkturhimmel dürfte die Ausgabenbereitschaft der heimischen
Konsumentinnen und Konsumenten rund um Weihnachten nicht zu sehr
einschränken. Die gute Entwicklung der Haushaltseinkommen im Jahr
2019 stützt hier den privaten Konsum", so WIFO-Ökonom Jürgen
Bierbaumer-Polly.
Der Ausblick im letztjährigen Weihnachtsgeschäft war ambivalent:
eine (noch) recht gute gesamtwirtschaftliche Konjunktur war von
einer mäßigen unterjährigen Umsatzentwicklung im Einzelhandel
geprägt. Die schwache Umsatzdynamik hatte sich im Dezember jedoch
fortgesetzt, stärker als in der Prognose für 2018 unterstellt, und
folglich ein schwaches Weihnachtsgeschäft beschert (1,20 Mrd. bzw.
3,7%; Umsatzvolumen insgesamt: 6,29 Mrd. bzw. 0,2%).
Abbildung 1: Umsatzspitzen der Top-5 -Einzelhandelsbranchen im
Dezember 2018 - auf der [WIFO-Website]
(https://www.wifo.ac.at/publikationen/pressenotizen)
Abbildung 2: Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel (ohne Kfz-Handel
und Tankstellen), nominell - auf der [WIFO-Website]
(https://www.wifo.ac.at/publikationen/pressenotizen)
Nichtsdestotrotz lagen die Dezemberumsätze im Branchendurchschnitt
um gut ein Viertel über dem Durchschnitt der Monate Jänner bis
November in vielen Branchen noch deutlich darüber. Für Dezember
2018 lieferte das Ranking der umsatzstärksten Branchen ein bekanntes
Bild: Der Spielwarenhandel, der Handel mit Uhren und Schmuck, der
Buchhandel, der Bereich der Unterhaltungselektronik sowie der
Warenhäuser fanden sich top gereiht. "Besonders auffällig im
letztjährigen Ergebnis ist die markant hohe Umsatzspitze im
Spielwarenhandel von +172%. Damit wurde auch die Entwicklung der
vergangenen Jahre nochmals deutlich übertroffen. Das ist
überraschend, schließlich gehen die Umsatzspitzen im Dezember im
Vergleich zum Rest des Jahres doch tendenziell zurück", konstatiert
Jürgen Bierbaumer-Polly.
Die Umsatzentwicklung bis zum Beginn des Weihnachtsgeschäftes
sowie die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die
Konjunkturlage bieten das Gerüst für die modellgestützte Abschätzung
des Umsatzvolumens im Dezember. Es gibt darüber hinaus aber noch eine
Vielzahl an Faktoren, die das Weihnachtsgeschäft "im engeren Sinn"
beeinflussen kann. Seien dies die immer stärker beworbenen
Sonderaktionstage im November (Black Friday, Cyber Monday, Singles
Day), der weiterhin beobachtbare Trend Einkäufe online zu tätigen
(und dies mehrheitlich nicht bei heimischen Online-Shops, sondern bei
Amazon, Zalando, Alibaba & Co.) oder auch Änderungen bei den Kauf-
und Geschenkgewohnheiten (z. B. Gutscheine oder Bargeld anstatt eines
konkreten Produktes oder ein gänzlicher Verzicht auf materielle
Geschenke). Auch das Wetter hat Auswirkungen auf die Kauflaune und
die Art der gekauften Produkte. "Bei der Beobachtung des heurigen
Weihnachtsgeschäftes erwarten wir vor allem den ersten
Einkaufssamstag im Advent mit Spannung. Immerhin wird dieser vom
Black Friday und Cyber Monday flankiert, welche in den letzten Jahren
aufgrund eines früheren Thanksgiving-Termins schon eine Woche vorher
abgehalten wurden", so Jürgen Bierbaumer-Polly.
Zwtl.: Methodenhinweis und Datengrundlage
Das WIFO definiert das Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel als jene
Mehrumsätze im Dezember, die ein gewisses "Normalmaß" übersteigen.
Als Richtwert wird hier einerseits die durchschnittliche
Umsatzentwicklung von Jänner bis November herangezogen, andererseits
auch die Trend/Konjunkturentwicklung im heimischen Einzelhandel der
vergangenen Monate berücksichtigt. Kalenderbedingte Effekte (wie
beispielsweise die Zahl der Verkaufstage oder deren Verteilung)
fließen ebenso gewichtet in die Abschätzung ein.
Als Datengrundlage stehen die Umsatzindizes aus der
Konjunkturstatistik Handel von Statistik Austria zur Verfügung. Diese
beinhalten Nettoumsätze im Inland umsatzsteuerpflichtiger
Unternehmen. Die Berechnung erfolgt für den gesamten Einzelhandel
ohne Kfz-Handel und Tankstellen.
Rückfragehinweis:
Rückfragen bitte am Mittwoch, dem 27. November 2019, zwischen 12 und 14 Uhr an Dr. Jürgen Bierbaumer-Polly, Tel. (1) 798 26 01 - 239, juergen.bierbaumer-polly@wifo.ac.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/235/aom
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