Mainz (ots) - Das Schlimmste ist das dröhnende Schweigen. Sigmar Gabriel will sich seine politische Karriere als Boss des Verbands der Automobilindustrie vergolden lassen und kein Aufschrei der Genossen? "Das wird Menschen stören", gibt allzu vorsichtig Norbert Walter-Borjans zu Protokoll - einer der beiden Stichkandidaten um den Parteivorsitz (Tiere, so möchte man sarkastisch hinzufügen, mag das weniger stören). Kein Wort dagegen von seinem Gegenspieler Olaf Scholz. Die Interimsvorsitzende Malu Dreyer drückt sich ebenfalls vor einem Statement. Wohingegen SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil die klebrige Nummer auch noch schönredet. Ist Gabriels Coup - der sein Bundestagsmandat "aus sehr persönlichen Gründen" niederlegen wollte - sogar mit der Parteispitze abgestimmt? Wahrscheinlicher ist, dass die Genossen nicht einmal mehr den Mumm aufbringen, ihrem ehemaligen Vorsitzenden in den Arm zu fallen. Und dass sich die führenden Köpfe dieser 15-Prozent-Partei selbst nicht den Weg zu lukrativen Versorgungsjobs abschneiden mögen. Wie, wenn nicht mit einem Mindestmaß an politischer Hygiene, will denn die SPD Vertrauen zurückgewinnen? Wer sich nach Gazprom-Schröder, Bundesbahn-Pofalla und VDA-Gabriel noch immer nicht für eine Karenzzeit von mindestens vier Jahren zwischen Politik und Wirtschaft ausspricht, braucht sich nicht zu wundern, dass die AfD mit ihrer Nazi-Vokabel von den Systempolitikern weiter punktet. Ganz unabhängig davon, dass nach dem Diesel-Betrug und dem Verschlafen der E-Mobilität die Politik mit der deutschen Autoindustrie nicht schon wieder ins Bett steigen darf.
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