Der wegen schwerer Unruhen in Chile verhängte Ausnahmezustand ist nach zehn Tagen am Montag wieder aufgehoben worden. Präsident Sebastián Piñera hatte am Wochenende ein entsprechendes Dekret unterzeichnet, um "zur institutionellen Normalisierung Chiles" beizutragen. Die massiven Demonstrationen, gegen die die Polizei hart vorging, waren von einer später zurückgenommenen Erhöhung der Fahrpreise im öffentlichen Nahverkehr ausgelöst worden. Später machten viele Menschen ihrem Zorn über die angesichts niedriger Löhne zu hohen Lebenshaltungskosten und die ungleiche Verteilung des Wohlstandes Luft. Es kam zu Plünderungen und Brandstiftungen, mindestens 20 Menschen starben.
Piñera bildete am Montag in einer Reaktion auf die Proteste die Regierung um. Acht Minister wurden ausgetauscht. Dabei kam es auch zu einer deutlichen Verjüngung. Alle zurückgetretenen Minister sind älter als 60 Jahre alt, die neuen alle unter 50. "Chile ist nicht dasselbe Land, das wir vor ein paar Wochen hatten. Chile hat sich verändert und die Regierung muss sich auch verändern", sagte Piñera bei der Vereidigung der neuen Minister. Das neue Kabinett habe die Aufgabe, einen Dialog für ein gerechteres Chile zu beginnen.
Zu den entlassenen Ministern gehört auch Andrés Chadwick, der als Innenminister von der Opposition und den Demonstranten wegen Übergriffen der Sicherheitskräfte scharf kritisiert worden war. Fünf der 20 Todesopfer während der Unruhen wurden nach Angaben des Nationalen Instituts für Menschenrechte (INDH) von Militärs oder Polizisten getötet. Andere starben bei Bränden in Supermärkten sowie einer Fabrik. Weitere 1132 Menschen seien verletzt worden und 3243 festgenommen./jg/DP/he
AXC0272 2019-10-28/19:43