(neu: Aussagen Sturm, Analysten, Aktienkurs, Details zu Kabi, Helios)
BAD HOMBURG (dpa-AFX) - Der Medizinkonzern Fresenius SE
"Unsere angekündigten Investitionen laufen planmäßig", sagte Unternehmenschef Stephan Sturm. Diese würden in diesem Jahr auf den Gewinn drücken. "Wir tun damit aber genau das Richtige, um auf Dauer leistungsfähig und erfolgreich zu sein", so Sturm weiter. Für das Gesamtjahr hielt das Management an den zuletzt hochgeschraubten Zielen fest. So soll der Umsatz weiterhin währungsbereinigt um 4 bis 7 Prozent wachsen. Beim Konzernergebnis werden nach wie vor keine Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr erwartet.
Auch bei der Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC
FMC durchläuft derzeit ein Effizienzprogramm und konzentriert sich verstärkt auf das Geschäft mit der Heimdialyse. Zu diesem Zweck hatte sich das Unternehmen zuletzt den US-Konzern NxStage für zwei Milliarden Dollar einverleibt. Für das Unternehmen ist der Schritt auch deswegen wichtig, weil der Preisdruck in den USA durch staatliche Regulierung immer weiter zunimmt. Derzeit verdichten sich die Hinweise auf einen Reformplan aus Washington, der eine günstigere Versorgung nierenkranker Patienten durch die verstärkte Nutzung von Heimdialyse-Geräten vorsieht.
Erst jüngst hatte FMC zudem erneut in den Schlagzeilen gestanden.
Wegen Schmiergeldzahlungen in zahlreichen Ländern müssen sich
Verantwortliche des Unternehmens strafrechtlichen Ermittlungen
stellen. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt gegen mehrere
Mitarbeiter des Dax
Grundlage ist ein Bericht der US-Börsenaufsicht, der zahlreiche Bestechungsfälle bei der Einrichtung von Behandlungszentren für Nierenkranke dokumentiert. Zwischen 2007 und 2016 sollen Ärzte und Klinikverantwortliche in 17 Ländern systematisch bestochen worden sein. Es ging um die Einrichtungen von Nierenstationen ebenso wie um die Anschaffung von Dialyse-Produkten. In den USA hat FMC sich mit den Behörden außergerichtlich geeinigt und 231,7 Millionen US-Dollar gezahlt.
Das Unternehmen will seinen Vorstand ab kommenden Jahr nun um den Global Chief Medical Officer Frank Maddux erweitern. Dieser bekleidet diese Position, die neu geschaffen wurde, seit März dieses Jahres. Dass die Position künftig Vorstandsrang hat, unterstreiche die Bedeutung der Verzahnung von klinischer Wissenschaft und Therapie, hieß es. Die im Dax gelistete FMC-Aktie gewann am Nachmittag an der Indexspitze rund fünfeinhalb Prozent auf 63,08 Euro.
Im Infusions- und Generikageschäft (Kabi) des Mutterkonzerns stagnierten die Gewinne bei 204 Millionen Euro, wobei die Erlöse insgesamt - getrieben von einem starken Geschäft in der Region Asien-Pazifik - um 5 Prozent auf 1,76 Milliarden Euro anzogen. Im Nordamerika-Geschäft verbuchte Fresenius jedoch einen organischen Umsatzrückgang von 4 Prozent. Dem Konzern machen in den USA unter anderem ein schärferer Wettbewerb bei einzelnen Molekülen sowie ein weiterer Rückgang von Lieferengpässen bei der Konkurrenz zu schaffen. Von Letzterem hatte Fresenius in der Vergangenheit immer noch profitiert. "Davon ist nun aber so gut wie nichts mehr übrig", sagte Sturm in einer Telefonkonferenz vor Analysten. Sorgen mancher Investoren über eine Gewinnwarnung in der Sparte bewahrheiten sich zwar nicht: Das Management geht noch immer von einem organischen Umsatzwachstum von 3 bis 6 Prozent sowie von einem währungsbereinigten Plus beim Ebit von ebenfalls 3 bis 6 Prozent aus. Beim Ebit erscheine ein Wert am unteren Ende der Spanne nun aber wahrscheinlicher, sagte Finanzchefin Rachel Empey.
Die ebenfalls im Dax notierte Fresenius-Aktie gewann bis zum
Nachmittag auf dem zweiten Indexplatz dennoch rund 4 Prozent auf
45,60 Euro dazu. Analysten blieben in ihren ersten Einschätzungen
bei ihren überwiegend positiven Einschätzungen. Commerzbank
Deutschlands größter Betreiber von Privatkliniken richtet das Geschäft auf den Trend zu ambulanten Behandlungen aus und stellt im großen Stil Pfleger ein. Zuletzt freie Chefarztposten seien ebenfalls neu besetzt worden. Und nicht zuletzt will der Konzern auch weiter in seine Ausbildungszentren für Gesundheitsberufe investieren. "Wir sind überzeugt, dass das die Loyalität der Mitarbeiter stärkt und die medizinische Qualität verbessert", sagte Sturm.
Unverändert blieben auch die Ergebnisse in der Vamed genannten Dienstleistersparte, wobei die Erlöse hier um 18 Prozent auf 562 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahreszeitraum anstiegen./kro/knd/he
ISIN DE0005785802 DE0005785604
AXC0265 2019-10-29/16:11