BERLIN (Dow Jones)--Wintershall-Chef Mario Mehren will sich künftig verstärkt für die wirtschaftspolitische Zusammenarbeit mit Russland einsetzen. Der Vorstandsvorsitzende des Gas- und Ölunternehmens ist neuer Sprecher des Arbeitskreises Russland beim Ostausschuss - Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft (OAOEV), wie das Gremium in Berlin mitteilte. Am Freitag leitete Mehren erstmals eine Sitzung des Arbeitskreises, dem rund 50 Unternehmen angehören.
Mehren forderte, dass Russland und Deutschland dort, "wo die jeweiligen Positionen nicht so weit auseinander liegen", aufeinander zugehen sollten. Als Beispiel nannte er die Energiekooperation. Sein Unternehmen Wintershall Dea ist Teil der Investorengruppe, die mit dem russischen Konzern Gazprom die umstrittene Pipeline Nord Stream 2 in der Ostsee planen. Dänemark hatte dafür am Mittwoch die letzte noch ausstehende Genehmigung erteilt. Innerhalb der EU und besonders in Polen und den Balkanstaaten wurde Kritik an dem Projekt laut, da eine Abhängigkeit von russischem Gas befürchtet wird.
Angesichts der angespannten Beziehungen zwischen Moskau und Brüssel schlägt Mehren die Wiederaufnahme der Gespräche mit Russland vor. "Es liegt in unserem Interesse als Deutsche und als Europäer, den Energiedialog wieder aufzunehmen", erklärte der neue Russland-Beauftragte des OAOEV. Der Energiedialog fand 2001 erstmalig statt und wurde 2014 von der EU ausgesetzt.
Der OAOEV will sich aber auch in weiteren Feldern engagieren - etwa bei der Digitalisierung, Landwirtschaft oder Raumfahrt. Das Gesamthandelsvolumen mit Russland hat sich in den vergangenen Jahren weiter reduziert. Hatte es 2012 noch einen Spitzenwert von 80 Milliarden Euro erreicht, lag es im vergangenen Jahr nur noch bei rund 62 Milliarden Euro. In den ersten acht Monaten 2019 lagen die deutschen Importe aus Russland rund 10 Prozent im Minus, die deutschen Exporten stiegen leicht um 2,2 Prozent. Der OAOEV macht für den Abwärtstrend eine fehlende Modernisierungsdynamik in Russland, den schwach ausgeprägten Mittelstand, Korruption und die gegenseitigen Wirtschaftssanktionen verantwortlich.
Mario Mehren, der im Saarland studierte, begann seine Karriere beim Chemieunternehmen BASF. 2006 kam der Diplom-Kaufmann zu Wintershall, wo er 2011 in den Vorstand aufrückte und vier Jahre später den Chefsessel übernahm.
Kontakt zur Autorin: petra.sorge@wsj.com
DJG/pso/sha
(END) Dow Jones Newswires
November 01, 2019 06:42 ET (10:42 GMT)
Copyright (c) 2019 Dow Jones & Company, Inc.