Von Manuel Priego-Thimmel
FRANKFURT (Dow Jones)--Der DAX hat in der zu Ende gehenden Woche eine Verschnaufpause eingelegt. Ob damit die Konsolidierung bereits abgeschlossen ist bleibt abzuwarten. Das fundamentale Umfeld und der Mangel an Anlage-Alternativen sprechen weiter für steigende Aktienmärkte. Auch saisonal dürften einige Anleger bereits Richtung Jahresendrally schielen. Das Hauptproblem für den DAX ist seine hohe Bewertung - ein wenig Luft ablassen wäre gut, würde das den Index doch auf ein solideres Fundament stellen.
Die Wolken am Börsenhimmel haben sich weitgehend verzogen. Nach der Verschiebung des Austrittstermins Großbritanniens aus der EU bis Ende Januar 2020 hat das Gespenst eines harten Brexit seinen Schrecken verloren. Selbst wenn Großbritannien den EU-Ausstieg irgendwann schaffen sollte, wird dieser wohl kaum in "harter" Form erfolgen, sondern gekoppelt an ein Freihandelsabkommen. Aus Sicht der Finanzmärkte wäre dies vollkommen ausreichend.
Anleger hoffen auf bessere Wirtschaftsdaten in der Zukunft
Auch den US-chinesischen Handelskonflikt haben die Börsianer bis auf weiteres zu den Akten gelegt. Eine Lösung der Kern-Streitfragen wird es kaum geben, wohl aber eine längere Waffenruhe. US-Präsident Donald Trump bangt um seine Wiederwahl und will daher Druck von der US-Wirtschaft nehmen. Genau aus diesem Grund ist es auch unwahrscheinlich, dass die USA den Handelsstreit mit der EU - etwa mit Blick auf die EU-Autoimporte - in naher Zukunft verschärfen werden.
Derweil dürften die Wirtschaftsdaten zunächst trübe bleiben. Dies sollten auch die Zahlen zur deutschen Industrieproduktion am kommenden Donnerstag zeigen. Die Anleger glauben allerdings, dass sich die Wirtschaftsdaten, und nicht nur in Deutschland, in den kommenden Monaten wieder verbessern werden. Die Investoren setzen dabei auf das bessere Umfeld sowie auf die Macht der Zentralbanken: Die EZB hat gerade wieder ein neues Wertpapierkaufprogramm aufgesetzt, während die US-Notenbank jetzt schon zum dritten Mal die Zinsen prophylaktisch gesenkt hat.
Berichtssaison läuft viel besser als im Vorjahr
Auch die Berichtssaison spricht für die Börsen. Laut Commerzbank ist das dritte Quartal bislang deutlich besser gelaufen als im Vorjahr: 23 Prozent der bislang veröffentlichten Geschäftsberichte hätten die Erwartungen geschlagen, 69 Prozent hätten diese erfüllt und nur 8 Prozent sie verfehlt. "Damit besteht eine gute Chance, dass sich der Abwärtstrend bei den Gewinnerwartungen der Analysten in den kommenden Monaten deutlich abschwächen wird", so die Analysten.
Das Hauptproblem für den DAX ist die hohe Bewertung, die mit einem KGV von über 15 weit über dem historischen Schnitt von knapp 12 liegt. Eine nachhaltigere Konsolidierung wäre also wünschenswert, würde sie den Markt doch auf ein solideres Fundament stellen. Ob die Korrektur kommen wird, ist indes unklar angesichts der auf grün stehenden Fundamentalampel. Hinzu kommt, dass die Anleger langsam in Richtung Jahreswechsel blicken und damit verbunden ist die steigende Erwartung einer Jahresendrally.
Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com
DJG/mpt/ros
(END) Dow Jones Newswires
November 01, 2019 09:08 ET (13:08 GMT)
Copyright (c) 2019 Dow Jones & Company, Inc.