Von Andrea Thomas
ZWICKAU/BERLIN (Dow Jones)--Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich für bezahlbare Elektroautos stark gemacht. In der gegenwärtigen Mobilitäts- und Digitalwende zeichne sich der Elektroantrieb auf "absehbare Zeit" als führende Antriebstechnologie ab, ohne das allerdings andere Alternativen benachteiligt werden sollten.
"Uns ist es wichtig, dass sich sehr bald möglichst viele Menschen, für die ein Auto unverzichtbar und auch Teil ihrer Lebensfreiheit ist, ein Elektroauto leisten können - und dass das Elektroauto somit also - so wie es früher zunächst der Käfer und dann der Golf war - im wahrsten Sinne des Wortes zum Volkswagen wird", sagte Merkel in einer Rede zur Werkseröffnung der neuen Volkswagen-Produktionsanlage für das Elektrofahrzeug ID.3 in Zwickau.
Angesichts des Anteils von Volkswagen-Autos am weltweiten Kohlendioxidausstoß sei es "gut, dass Volkswagen ganz an der Spitze derer steht, die diesen Trend umkehren und die in die E-Mobilität und alternative Antriebstechnologien investieren", lobte Merkel.
Sie räumte ein, dass Deutschland in den nächsten Jahren massiv erneuerbare Energien ausbauen müsse, um die Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen und genügend saubere Energie für E-Autos zu schaffen. Gleichzeitig habe man "große Akzeptanzprobleme" beim Ausbau der Windenergie. "Das zusammenzubringen ist noch eine ziemliche Herkules-Aufgabe", sagte Merkel.
Merkel betonte aber, dass die Bundesregierung auf dem Weg in eine neue automobile Zukunft bereit sei, "große Anstrengungen zu unternehmen". "Wir glauben, dass das gemeinsam Agieren aller Beteiligten uns auch hier zum Erfolg führen kann", sagte Merkel in ihrer Rede. Am Abend wollen sich Vertreter der Bundesregierung, der Länder und der Automobilindustrie in Berlin treffen, um über den Ausbau der für die E-Autos notwendig Ladeinfrastruktur zur reden.
Sie sei sich bewußt, dass Deutschland schneller werden müssen bei den Genehmigungsverfahren für solche Ladepunkte. Aktuell gibt es in Deutschland rund 20.000 öffentliche Ladepunkte. Das sind deutlich zu wenige, damit bis 2030 wie von der Bundesregierung geplant zwischen 7 bis 10 Millionen E-Fahrzeuge zugelassen werden können. Dafür sind laut Schätzungen der Automobilindustrie bis 2030 etwa 1 Million öffentliche Ladepunkte nötig. Im Jahr 2021 soll die Zahl der verfügbaren Schnellladepunkte laut Bundesregierung verdoppelt sein.
In ihrer Rede machte sich Merkel angesichts des Strukturwandels in der Industrie auch für einen international fairen Handel stark, für den die Bundesregierung kämpfen werde. "Diesen Wandel werden wir dann am besten auch bewerkstelligen können, wenn wir einen freien regelbasierten weltweiten Handel haben und nicht Protektionismus auf der Tagesordnung steht", sagte Merkel. "Gerade in Zeiten solcher strukturellen Umbrüche ist das von großer Bedeutung. Und die Bundesregierung wird genau für diese freien und regelbasierten Handel kämpfen, wo immer wir das können."
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November 04, 2019 06:56 ET (11:56 GMT)
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