BERLIN (Dow Jones)--Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hat sich dafür stark gemacht, angesichts der bevorstehenden Veränderungen im Arbeitsleben neue Formen zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts zu entwickeln. "Ich glaube, dass wir sehr genau nachdenken müssen, was denn Sozialbürgerschaft für die Zukunft bedeutet", sagte Scholz bei einer Diskussionsveranstaltung im Finanzministerium in Berlin.
Beispielsweise stelle sich die Frage, ob es ein Recht geben müsse, "als Vierzig- oder Fünfzigjähriger einen komplett neuen Beruf zu lernen", sagte Scholz. "Die Frage ist, was passiert eigentlich, wenn die industrielle Produktion die prägende Bedeutung, die sie früher hatte, nicht mehr hat", betonte der Finanzminister in einem Streitgespräch mit dem Historiker Lutz Raphael. Fragen neuer Berufe gehörten dazu.
Scholz stellte in der Debatte auch Bezüge zur aktuellen Regierungspolitik her. So bezeichnete er den derzeitigen Mindestlohn als "nicht hoch genug" und bekräftigte die Forderung, noch in dieser Legislaturperiode eine Neuregelung zu sachgrundlosen Befristungen von Arbeitsverträgen zu treffen.
"Wir erleben eine Phase, in der in den klassischen Industriestaaten die Zuversicht ein wenig schwindet", konstatierte Scholz mit Blick auf die gegenwärtige Situation. "Das ist mal mehr, mal weniger der Fall." Dazu gehöre die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten, der Brexit, aber auch das Erstarken rechtspopulistischer Parteien in Ländern, die oft den größten Wohlstand in Europa hätten.
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November 06, 2019 14:55 ET (19:55 GMT)
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