BERLIN (Dow Jones)--Ein eskalierender Handelskrieg infolge einer Erhöhung der US-Zölle auf Autos aus der EU könnte Deutschland nach Berechnungen des Konjunkturforschungsinstituts IMK "in die Rezession treiben". Bis zum 13. November müsse US-Präsident Donald Trump entscheiden, ob er die Zölle auf Auto-Importe aus der EU erhöhen will, betonten die Ökonomen. "Sollte er das tun und sollten sich die Streitigkeiten mit den USA in der Folge deutlich zuspitzen, drohen Deutschland jährliche Wachstumsverluste von bis zu 0,7 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt und eine Rezession."
Die aktuellen Regeln der Schuldenbremse begrenzten die Möglichkeiten der Bundesregierung, mit einem Konjunkturpaket gegenzusteuern - was nach Dafürhalten der Forscher vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung im Falle einer längeren Auseinandersetzung eigentlich dringend nötig wäre. Die US-Regierung würde mit hoher Wahrscheinlichkeit die Staatsausgaben deutlich erhöhen, um die eigenen beträchtlichen Wachstumsverluste von bis zu 0,9 Prozent im Jahresdurchschnitt zu mildern und den Handelskonflikt zu "gewinnen".
Für die Studie berechnete das gewerkschaftsnahe Institut der Hans-Böckler-Stiftung nach eigenen Angaben anhand mehrerer Eskalationsszenarien für Deutschland, die EU und die USA, wie stark erhöhte Autozölle und ein daraus resultierender Handelskrieg die Wirtschaft schädigen würden. "Um die negativen Folgen eines Handelskonfliktes zu minimieren, kommt es nicht nur darauf an, den Anstieg von Zöllen zu begrenzen", erklärten die Autoren der Studie. "Mindestens ebenso wichtig ist es, dass der Konflikt zeitlich begrenzt wird."
Dafür solle alles versucht werden, um auf dem Verhandlungsweg den Konflikt zu deeskalieren. Bei einer länger andauernden Auseinandersetzung sei eine aktive Fiskalpolitik unabdingbar. Dann wäre es wichtig, die Reaktionsmöglichkeit der Finanzpolitik zu verbessern, so die Forscher des IMK. Abhilfe würde nach ihrem Dafürhalten eine Lockerung der EU-Fiskalregeln und der Schuldenbremse bieten, etwa, indem eine Kreditfinanzierung von zusätzlichen Investitionen über die bisherigen Möglichkeiten der Schuldenregeln hinaus erlaubt würde.
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November 07, 2019 04:00 ET (09:00 GMT)
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