Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Chef der bei der Europäischen Zentralbank (EZB) angesiedelten Bankenaufsicht SSM, Andrea Enria, hat den Vorschlag von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) begrüßt, Banken für ihre Staatanleihebestände Konzentrationslimits vorzugeben. "Die Sache mit der Konzentration finde ich positiv", sagte Enria bei einer Bankenregulierungskonferenz des Handelsblatts in Frankfurt.
Zurückhaltend äußerte sich der Bankenaufseher zu Scholz' Vorschlag, Staatsanleihebestände in Bankbilanzen mit Risikogewichten zu versehen, um dann eine Hinterlegung mit Eigenkapital zu fordern. "Davon bin ich weniger überzeugt, es wäre sehr schwer zu kalibrieren", sagte Enria.
Enria räumte ein, dass es Handlungsbedarf bei der Behandlung von Staatsanleihen in Bankbilanzen gebe. Was den Aufseher besonders missfalle, sei die Praxis der Institute, Staatsanleihen im Handelsbuch zu halten, sie aber bei steigenden Spreads von dort zu entfernen.
Es gebe Banken, die das Acht- bis Zehnfache ihres Kapitals in Staatsanleihen ihres Heimatlandes hielten. "Wenn die Spreads dieses Staats steigen, dann würden die Märkte urteilen, dass die Kapitalausstattung dieser Bank sehr schwach ist", sagte Enria.
Scholz hatte in der vergangenen Woche die prinzipielle Bereitschaft seines Hauses zur Einrichtung einer europäischen Einlagenrückversicherung signalisiert. Eine Voraussetzung hierfür sei aber eine ausreichende Reduzierung der in den Bankbilanzen liegenden Risiken.
Eines dieser Risiken besteht laut Scholz darin, dass viele Banken des Euroraums hohe Bestände an Staatsanleihen ihres Heimatlandes halten. Er schlägt deshalb vor, Obergrenzen für solche Engagements einzuführen. Zudem sollten Banken für ihre Staatsanleihebestände künftig Eigenkapital vorhalten.
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November 11, 2019 05:18 ET (10:18 GMT)
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