Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer hat angesichts der schlechten Konjunkturlage ein gemeinsames Vorgehen von Politik und Wirtschaft gefordert. "Es ist jetzt an der Zeit, einen Zukunftspakt zu schmieden", sagte der Chef der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) beim Deutschen Arbeitgebertag in Berlin. "Die See wird rauer, und es ist unsere gemeinsame Pflicht, Politik, Gewerkschaften, Arbeitgeber, Deutschland endlich wetterfest zu machen."
Die Arbeitgeber reichten dafür ihre "ausgestreckte Hand", dies erfordere aber unter anderem ein Belastungsmoratorium für die Wirtschaft. Der Koalitionsvertrag gehöre auf den Prüfstand, und alle geplanten bürokratischen Regulierungen müssten auf Eis gelegt werden, forderte der Arbeitgeberpräsident. Kramer mahnte zudem beschleunigte Genehmigungsverfahren, eine Bildungsoffensive, eine "generationsgerechte Sozialpolitik" mit einer Belastungsgrenze von 40 Prozent und eine "neue Tarifpolitik" mit mehr Freiräumen und Flexibilität und ohne die Einmischung des Staates an.
"Lassen Sie uns versuchen, es gemeinsam hinzubekommen", sagte er an die Adresse von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und anderer im Saal anwesender Entscheidungsträger. Die Politik forderte er auf, "auf weitere Eingriffe in unsere unternehmerischen Spielräume" zu verzichten - etwa ein pauschales Recht auf mobiles Arbeiten, Einschränkungen bei der Befristung von Arbeitsverträgen oder eine Rückkehr zur Stechuhr bei der Arbeitszeiterfassung. Kramer sah auch Spielraum für zusätzliche Investitionen im Rahmen der deutschen Schuldenbremse.
In der Klimadebatte warnte der BDA-Chef vor "hysterischer Schwarz-Weiß-Malerei" und forderte, Ökologie, Ökonomie und soziale Auswirkungen müssten "stets zusammen gedacht werden". Kritik übte er an der von der Koalition vereinbarten Grundrente. "Die Balance, das Gute zu tun und dafür das Notwendige zu erwirtschaften, scheint an dieser Stelle aus dem Ruder gelaufen zu sein", monierte Kramer.
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November 12, 2019 05:04 ET (10:04 GMT)
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