BERLIN (Dow Jones)--Der Telekomkonzern Telefonica Deutschland hat sich gegen eine Ausgrenzung des chinesischen Technologieherstellers Huawei beim Aufbau des neuen 5G-Mobilfunkstandards ausgesprochen. Es gebe derzeit "viele faktenfreie Diskussionen", sagte Vorstandsvorsitzender Markus Haas am Montag vor Journalisten in Berlin. "Das beunruhigt uns." Deutschland sei bei der 5G-Technologie nicht weltweit führend, sondern "in einem Aufholmodus". Wenn die Bundesrepublik ihre ambitionierten Ausbauziele erreichen und beim Mobilfunk vorankommen wolle, dann "wäre es nicht sehr hilfreich, eine Diskussion über Bestandsnetze anzufangen", so Haas. Zudem habe es bislang keinerlei sicherheitsbezogene Bedenken der Bundesregierung gegeben. Der Telefonica-Deutschland-Chef erwarte daher, dass die Regierung bei ihrer Zusage bleibe, "wenn es keine anderen Fakten gibt".
Das Telekommunikationsunternehmen arbeite seit 10 Jahren mit Huawei zusammen. Dieser sei "ein sehr zuverlässiger Partner, der technologische Höchstleistungen vollbringt" und sich im Verhältnis zu Telefonica noch nie etwas habe zu Schulden kommen lassen, sagte Haas, der auch im Vorstand des spanischen Mutterkonzerns sitzt. Die Anforderungen im überarbeiteten bundesweiten Sicherheitskatalog seien richtig. Wenn ein 5G-Teilnehmer das Vertrauen verspiele, müsse dieser auch mit Konsequenzen rechnen und eventuell auch den Markt verlassen, so Haas.
Die Bundesregierung hatte Huawei in dem Sicherheitskatalog nicht ausgeschlossen, verlangt aber von allen Lieferanten eine umfassende Zertifizierung. Die US-Regierung hat Huawei aus dem 5G-Aufbau ausgeschlossen und Deutschland aufgefordert, dies ebenfalls zu tun. Kritiker fürchten, das chinesische Unternehmen könne die Technologie zur Spionage, zum Datenklau oder zur gezielten Sabotage nutzen. Haas betonte, außer einem deutschen Serviceteam habe niemand Zugriff auf das deutsche Netz, "also kann auch niemand unser Netz ein- oder ausschalten".
Haas wies auch Berichte zurück, wonach die 5G-Mobilfunkstrahlung gesundheitsgefährdend bis hin zu möglicherweise krebserregend sein könne. "Wir kennen keine einzige Studie, dass es hier erhöhte Risiken gibt." Zwar gebe es "Populismus" und "wahnsinnig viele Ängste", aber die längsten 5G-Techniken liefen gerade mal 12 Monate. "Wir investieren ständig in Forschung", betonte er.
Telefonica Deutschland sieht sich beim Aufbau von lokalen 5G-Campus-Netzen als Vorreiter. Man wolle in dem Bereich "von Anfang an Vollgas" geben, sagte der Firmenchef. Es gebe keinen DAX-Konzern, der noch nicht angefragt hätte, wie diese Lösung funktioniere. "Unsere Kunden-Pipeline ist voll." Am Montagabend hatte das Unternehmen in Berlin in seinem Geschäft Basecamp ein solches Netz testweise auch für die Öffentlichkeit in Betrieb genommen.
Telefonica will noch vor Jahresende einen umfassenden Einblick in seine Pläne zum Ausbau der 5G-Mobilfunktechnologie geben. Am 11. Dezember stellt das Unternehmen in London seine Investitionsstrategie vor.
Kontakt zur Autorin: petra.sorge@wsj.com
DJG/pso/kla
(END) Dow Jones Newswires
November 12, 2019 08:05 ET (13:05 GMT)
Copyright (c) 2019 Dow Jones & Company, Inc.