Der Fahrgastverband Pro Bahn begrüßt den Verzicht der Deutschen Bahn auf Fahrpreiserhöhungen zum Fahrplanwechsel im Dezember. Dies sei "absolut richtig", sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende Lukas Iffländer der Deutschen Presse-Agentur am Samstag. "In der aktuellen Klimadebatte ist es nicht zu vertreten, den Verkehrsträger Bahn noch teurer zu machen."
Die Deutsche Bahn hatte im September angekündigt, die Preiserhöhung im Fernverkehr in diesem Jahr ausfallen zu lassen. Durch die an diesem Freitag mit dem Klimapaket beschlossene Senkung der Mehrwertsteuer auf Bahntickets von 19 auf 7 Prozent soll das Preisniveau im Fernverkehr um 10 Prozent sinken. Die billigste ICE-Fahrkarte soll künftig 17,90 Euro statt 19,90 Euro kosten.
Die Absenkung des Preisniveaus um 10 Prozent sieht der Fahrgastverband mit gemischten Gefühlen: Es sei fraglich, "ob das die beste Idee ist", sagte Iffländer. "Wenn man sich den finanziellen Zustand des Konzerns genauer anschaut, merkt man, dass es an allen Ecken an Geld fehlt. Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, nur um 5 bis 7 Prozent abzusenken und den zusätzlichen Gewinn in funktionierende Fahrzeuge zu investieren."
Als Folge der niedrigeren Ticketpreise geht die Deutsche Bahn von einer zusätzlichen Nachfrage im Fernverkehr in Höhe von fünf Millionen Fahrgästen pro Jahr aus. "Auf die wachsende Nachfrage bereiten wir uns sorgfältig vor: Wir erweitern sukzessive unsere Flotte auf 600 Fernverkehrszüge", sagte ein Sprecherin am Samstag. Derzeit hat die Bahn rund 460 Fernverkehrszüge. Zusätzlich werde man die Nachfragelenkung verbessern, "beispielsweise durch eine frühere Information für die Reisenden über die Auslastung der Züge".
Pro Bahn sieht den prognostizierten Anstieg bei den Fahrgastzahlen dagegen mit Skepsis: "Hier ist fraglich, in welchen Zügen diese Fahrgäste untergebracht werden sollen", sagte Iffländer. "Wir sind bei der aktuellen Zuverlässigkeitssituation skeptisch, ob dies gelingt oder ob das erst einmal zu weiteren Überfüllungen und Verspätungen führt."/mda/DP/mis
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