Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) ist nach Aussage ihres Vizepräsidenten Luis de Guindos "nicht allmächtig", sondern benötigt bei der Bekämpfung der Wachstumsschwäche die Hilfe anderer Akteure. Bei der Euro Finance Week in Frankfurt trat de Guindos aber auch dem Eindruck entgegen, dass der EZB demnächst die geldpolitische Munition ausgehen könnte. "Wir sind nicht allmächtig, wir können nicht alle Probleme der Welt lösen, wir können nicht die Probleme lösen, die mit dem Brexit oder dem langsameren Produktivitätswachstum zusammenhängen", sagte de Guindos.
Gleichwohl wollte de Guindos dies nicht als Aussage verstanden wissen, dass die EZB nichts mehr tun könne oder wolle. "Es ist keine Frage der Limitierung, sondern eine Frage von Nebenwirkungen und dass andere Akteure die Geldpolitik unterstützen müssen", sagte er. Der Rückgang des Gleichgewichtszinses bedeute auch, dass die Fiskalpolitik beim Management der Binnennachfrage wirksamer werde. Er halte eine Rezession im Euroraum für unwahrscheinlich, das wahre Risiko bestehe in einem über Jahre niedrigen realen Wirtschaftswachstum.
Angesprochen auf die nur noch begrenzten Ressourcen für Staatsanleihekäufe sagte der EZB-Vizepräsident: "Wir haben noch Spielraum, nach unseren Berechnungen werden wir die Obergrenzen nicht kurzfristig erreichen." Die Meinungsverschiedenheiten im EZB-Rat bezeichnete de Guindos einerseits als "normal". Andererseits räumte er ein, dass es wichtig sei, dass sich die Ratsmitglieder mit den gefassten Beschlüssen identifizierten. Die Idee von EZB-Präsidentin Christine Lagarde, den Rat zu einem informellen Treffen zu versammeln, sei wichtig gewesen.
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November 18, 2019 05:01 ET (10:01 GMT)
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