Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Mehr private Investitionen sollen nach Ansicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel Afrika dabei helfen von Entwicklungshilfe unabhängiger zu werden. "Wir sind uns einig, dass wir neben der Entwicklungshilfe natürlich vor allen Dingen den Übergang in einen sich selbst tragenden Aufschwung schaffen müssen", sagte Merkel bei der G20-Konferenz "Compact with Africa" in Berlin. "Die Zielsetzung ist, besonders private Investitionen in den teilnehmenden Ländern zu steigern." Wichtig dafür sei, dass die Länder für potentielle Investoren mehr Transparenz schafften.
Sie hob bei dem Treffen mit afrikanischen Staats- und Regierungschefs hervor, dass sich die afrikanischen Länder in den vergangenen Jahren eine "sehr anspruchsvolle Agenda" gesetzt hätten. Der letzte Höhepunkt sei der Beschluss für eine afrikanische Freihandelszone gewesen.
In den zwölf afrikanischen Ländern, die an der 2017 gestarteten G20-Inititiate teilnehmen, werde zudem einiges unternommen, um die Transparenz des Finanzsystems, das Steuersystem und das Schuldenmanagement zu verbessern.
"Im Großen und Ganzen wird also vieles für bessere Governance, wie man heute sagt, für bessere Regierungsführung getan", sagte Merkel auf der Konferenz, an der auch Vertreter des International Währungsfonds, der Weltbank und der Afrikanischen Entwicklungsbank teilnehmen.
"Wir glauben, und davon bin ich zutiefst überzeugt, dass mehr Transparenz auch mehr Investoren in die Länder bringen kann, weil es für deutsche, gerade auch mittelständische Unternehmen oder Investoren aus anderen G20-Ländern sehr wichtig ist, dass Vertrauen herrscht, dass Transparenz herrscht, dass man weiß, welche Bedingungen dort herrschen, wo man investiert."
Trotz staatlicher Unterstützung wie die Auflegung des Investitionsfonds und den transparenter gewordenen Bedingungen vor Ort bleibe es letztlich eine privatwirtschaftliche Entscheidung, in Afrika zu investieren. Einiges sei in Bewegung gekommen, aber sie wolle "auch kein zu positives Bild malen", so Merkel. Denn es gebe nach wie vor Probleme in der Region, wie beispielsweise die Sicherheitsfrage in der Sahelregion.
Die deutsche Wirtschaft hatte bereits am Vortag eine zurückhaltende Bilanz der Initiative Compact with Africa gezogen.
"Die Bilanz der Compact-Initiative fällt nach zwei Jahren gemischt aus", so der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft und die Spitzenverbände DIHK, BDI und BGA. Einerseits lägen die Wachstumsprognosen der Teilnehmerländer deutlich über dem regionalen und globalen Durchschnitt - andererseits wünschten sie sich aber eine deutlich stärkere Dynamik bei den Investitionen. "Viele deutsche Unternehmen zögern trotz gestiegenen Interesses aufgrund der Rahmenbedingungen vor Ort nach wie vor", so die Verbände.
(Mitarbeit: Andreas Kißler)
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November 19, 2019 11:48 ET (16:48 GMT)
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