Von Petra Sorge
BERLIN (Dow Jones)--Das deutsche Ziel, bis 2030 einen Stromanteil von 65 Prozent aus Erneuerbaren Energien zu erreichen, ist nach einer Studie des Umweltbundesamtes (UBA) mit den geplanten Windkraftregeln nicht erreichbar. Ein bundesweiter Mindestabstand von 1.000 Metern zwischen Wohngebieten und Windrädern würde den Ausbau der Windkraft an Land zum Erliegen bringen, heißt es in einer neuen Analyse der Behörde. Die Bundesregierung will rund 67 bis 71 Gigawatt Windkraft an Land bis 2030 installieren, rechtskräftig zubaufähig seien aber nur 23 Gigawatt.
Der Analyse zufolge ist deutschlandweit eine Fläche von rund 3.100 Quadratkilometern auf Ebene der Regional- und Bauleitplanung ausgewiesen. Dies entspreche nur etwa 0,9 Prozent der Fläche Deutschlands. Laut einem Sprecher des Bundesamtes sind die von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) geplanten noch restriktiveren Abstandsregeln in der Studie noch gar nicht berücksichtigt. Altmaier will ein Wohngebiet im Entwurf für das Kohleausstiegsgesetz schon ab fünf Wohngebäuden ausweisen, auch wenn diese noch gar nicht errichtet sind.
"Wir brauchen nicht weniger, sondern dringend mehr und vor allem tatsächlich nutzbare Flächen für die Windenergie an Land", erklärte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger. "Das geht aber am bestem mit einer Einzelfallabwägung vor Ort entlang klarer Leitlinien - und nicht über die Ausweitung pauschaler Mindestabstände."
Unterdessen warnte auch der größte deutsche Hersteller von Windenergieanlagen, Enercon, vor einem Exodus der Branche durch die schärferen Regeln. "Wenn es so weitergeht, wird die Windradproduktion weiter ins Ausland abwandern - und zwar endgültig", sagte Enercon-Chef Hans-Dieter Kettwig der Wochenzeitung Die Zeit. Enercon hat in der vergangenen Woche angekündigt, wegen der Krise der Windbranche 3.000 Stellen abzubauen.
Auch die Grünen im Bundestag kritisierten die 1000-Meter-Abstandsregel und starteten eine Offensive für die Windkraft. In einem eigens eingebrachten Antrag forderten sie eine Anhebung der Ausbauziele, schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie ein bundesweites Flächenziel von 2 Prozent für die Windenergie.
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November 20, 2019 07:03 ET (12:03 GMT)
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