BERLIN (Dow Jones)--Die Finanzierung der Sozialen Pflegeversicherung sollte nach Ansicht der Bertelsmann Stiftung umgebaut werden, um eine generationengerechte Lastenteilung zu ermöglichen. Anderenfalls drohe eine Anhebung des Beitragssatzes in der Pflegeversicherung von heute 3,05 Prozent auf 4,6 Prozent im Jahr 2050, für die besonders die jüngere Generation gerade stehen müsste.
Abzuwenden sei dies mit einer vorgezogenen Beitragsanhebung und einem Bundeszuschuss aus Steuermitteln zum Ausbau des Pflegevorsorgefonds, so der Vorschlag der Bertelsmann Stiftung.
Notwendig ist der Umbau der Pflegeversicherung, weil mit der alternden Gesellschaft die Anzahl an Leistungsempfängern von 3,3 Millionen im Jahr 2017 auf 5,3 Millionen Menschen im Jahr 2050 anwachsen werde, heißt es in der Studie, die Bertelsmann mit aktuellen Berechnungen des Wirtschaftsforschungsinstituts Prognos erstellt hat.
"Eine älter werdende Bevölkerung, ein steigender Pflegebedarf, ein Ausbau der Pflegestellen und eine bessere Entlohnung der Pflegekräfte - all dies wird in den kommenden Jahrzehnten zu einem deutlichen Anstieg der Ausgaben für professionelle Pflege führen", warnte die Bertelsmann Stiftung.
Die für die jüngere Generation fairste Lösung wäre, eine vorgezogene, moderate Anhebung des Beitragssatzes mit einem über die Jahre steigenden Zuschuss aus Steuermitteln zu verbinden. Dieser Bundeszuschuss sollte nach Berechnungen von Prognos zu Beginn bei jährlich 9,6 Milliarden Euro liegen und würde bis 2050 auf 24,5 Milliarden Euro ansteigen. Die zunächst überschüssigen Mittel könnten dann in den bereits existierenden Pflegevorsorgefonds fließen und dazu dienen, den Beitragssatz bis 2050 stabil bei 3,5 Prozent zu halten.
"Die Einführung eines Zuschusses aus Steuermitteln würde neben einer Entlastung der Beitragszahler auch dazu führen, dass Besserverdienende oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze mit herangezogen würden. Diese sind heute oftmals privat versichert und somit dem Solidarausgleich der (Sozialen Pflegeversicherung) SPV entzogen", erklärte die Bertelsmann Stiftung.
Auch mahnte sie an, dass der Bedarf an Pflegekräften in den kommenden Jahren weitaus schneller als das Angebot wachse. Die bisherige jährliche Zuwachsrate von 25.000 neuen Stellen sei nicht genug. Wichtig sei daher eine Aufwertung des Pflegeberufs.
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November 20, 2019 23:00 ET (04:00 GMT)
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