FRANKFURT (Dow Jones)--Thyssenkrupp ist im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/19 (per 30.September) trotz leichten Wachstums noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Nach Anteilen Dritter verbuchte der kriselnde Stahl- und Industriekonzern einen Nettoverlust von 304 Millionen Euro - fünf Mal mehr als vor Jahresfrist. Eine Dividende soll es deshalb nicht geben, wie es in einer Mitteilung des Essener Konzerns heißt.
Neben hohen Kosten für die laufende Sanierung sowie Rückstellungen für eine erwartete Kartellstrafe ist wie im Sommer angekündigt auch die schwache operative Geschäftsentwicklung dafür verantwortlich. So brach das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 44 Prozent auf 802 Millionen Euro ein.
2019/20 wird sich die Situation nicht verbessern - im Gegenteil. Der Verlust wird weiter wachsen, der Mittelabfluss beschleunigt sich. Auch die 2018 verkündeten Mittelfristziele, die ein Jahr später greifen sollten, schafft Thyssenkrupp zunächst nicht.
Die neue Vorstandschefin Martina Merz kündigte an, konsequenter als bisher die Leistungsfähigkeit einzelner Geschäftsbereiche ins Visier zu nehmen. "Die Performance etlicher unserer Geschäfte ist nicht zufriedenstellend", sagte sie. Das werde jetzt angegangen.
Im neuen Geschäftsjahr, das im Oktober begonnen hat, ist Besserung allerdings noch nicht in Sicht. Thyssenkrupp rechnet mit einem operativen Ergebnis auf Vorjahresniveau, weil sich die Entwicklung im Stahl und im Werkstoffhandel anders als in den Industriegeschäften verschlechtern dürfte. Zwar will Merz das bereinigte operative Ergebnis in etwa halten, unter dem Strich wird das Minus aber noch wachsen: So rechnet Thyssenkrupp mit Restrukturierungskosten im mittleren dreistelligen Millionenbereich.
Deshalb verschlechtert sich der freie Cashflow vor Zukäufen und Verkäufen nochmals, kündigte Thyssenkrupp an. 2018/19 blieb er mit minus 1,14 Milliarden Euro um 1 Milliarde unter dem Vorjahreswert. Eine Verbesserung auf mindestens plus 1 Milliarde Euro, wie eigentlich für 2020/21 vorgesehen, ist bis dahin nicht zu schaffen, wenn die ertragsstarke Aufzugssparte ganz oder teilweise verkauft wird, räumte Merz ein.
Fortschritte machte der Konzern zuletzt in der Verschlankung der Konzernstrukturen. Die Verwaltungskosten sanken erneut um gut 70 Millionen auf 306 Millionen Euro und damit deutlicher als geplant. Ziel ist ein Wert von unter 200 Millionen Euro. In der Konzernverwaltung soll dazu die Zahl der Mitarbeiter von knapp 800 in den nächsten zwölf Monaten auf etwa 430 sinken.
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November 21, 2019 01:00 ET (06:00 GMT)
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