FRANKFURT (Dow Jones)--Die Entscheidung über das lukrative Geschäft mit Aufzügen und Fahrtreppen von Thyssenkrupp wird sich noch bis weit in das nächste Jahr hinziehen. Voraussichtlich im ersten Quartal soll eine fundierte Entscheidung fallen, welche Option für die Sparte Elevator - Verkauf oder Börsengang - primär verfolgt wird, teilte der Stahl- und Industriekonzern bei Vorlage seiner Jahresbilanz mit.
Bis zum Jahresende würden die internen Vorbereitungen für ein IPO abgeschlossen. Daneben lägen indikative Angebote von strategischen Interessenten und Finanzinvestoren vor. Ihnen will Thyssenkrupp nun die Bücher öffnen, so dass sie bis zum neuen Jahr bindende Offerten vorlegen können. Der Konzern, der mit dem Erlös aus einem Teil- oder Komplettverkauf den Konzernumbau bezahlen will, machte keine Angaben zur Zahl der eingereichten Gebote.
Unbestätigten Berichten zufolge soll der finnische Aufzugsbauer Kone - vor Thyssenkrupp die weltweite Nummer drei in der Branche - der einzige direkte Wettbewerber sein, der seinen Hut ins Rennen geworfen hat. Kone hat sein Interesse an der Aufzugssparte schon mehrfach öffentlich bekundet. Als Partner soll Finanzinvestor CVC bereit stehen, Geschäfte zu übernehmen, die Kone im Zuge der Fusionsprüfung vielleicht abgeben muss.
Um gegenüber den Finanzkonsortien nicht ins Hintertreffen zu geraten, sollen die Finnen nach Informationen von Reuters eine milliardenschwere Vorabzahlung ins Spiel gebracht haben, die Thyssenkrupp behalten könnte, sollte Kone mit seinem Vorhaben in Brüssel komplett scheitern.
Nach dem Platzen der geplanten Stahlfusion mit Tata im Frühjahr will man in Essen nicht am Ende erneut mit leeren Händen dastehen, wenn die EU-Kommission ihr Veto einlegt. Dieses Risiko bestünde bei einem Verkauf an Finanzinvestoren eher nicht. Zwei Konsortien sollen in Essen Gebote eingereicht haben: Eines bestehend aus Blackstone, Carlyle und Canada Pension Plan Investment Board, ein zweites aus Advent, Cinven und Abu Dhabi Investment Authority.
Auch bei einem Börsengang müsste Thyssenkrupp die Kartellwächter nicht fürchten. Allerdings ist auch ein milliardenschweres IPO in der aktuellen Marktsituation alles andere als ein Selbstläufer. Analysten taxieren den Wert insgesamt auf 12 bis 17 Milliarden Euro.
Die Sparte Elevator ist die Ertragsperle von Thyssenkrupp. Im abgelaufenen Geschäftsjahr verdiente sie 907 Millionen Euro, rund 100 Millionen Euro mehr als der Konzern insgesamt.
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November 21, 2019 01:00 ET (06:00 GMT)
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