Von Andrea Thomas
LEIPZIG (Dow Jones)--Ein Tag vor Beginn des CDU-Parteitags in Leipzig haben sich führende CDU-Politiker skeptisch über eine mögliche Urwahl des Kanzlerkandidaten geäußert. "Eine Entscheidung in der Kanzlerkandidatur muss zwischen CDU und CSU gemeinsam fallen", sagte der stellvertretende CDU-Vorsitzende Armin Laschet am Donnerstag. "Es kann nicht sein, dass der größte Teil der CDU-Mitglieder am Ende die CSU überstimmt. Das muss auf Augenhöhe erörtert werden. Das geht nicht mit einer Urwahl." Auch verwies er auf das derzeitige Auswahlverfahren für den SPD-Parteivorsitz, bei der der Koalitionspartner seit sechs Wochen in eine "Selbstbeschäftigung" verfallen sei. Wichtiger als die Personaldiskussion und Kritik an Fehlern in der Vergangenheit sei es, dass man den Wählern inhaltlich sage, was die CDU vorhabe.
"Wir haben Themen ohne Ende, aber die in die Zukunft gerichtet sind. Da sind keine Kurskorrekturen erforderlich, sondern das Definieren neuer Ziele für die Zukunft", so Laschet, der auch Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen ist. Die Junge Union möchte, dass sich die rund 1000 Delegierten des CDU-Parteitags bei ihrem am Freitag beginnenden Treffen für eine Urwahl zur Bestimmung des nächsten Kanzlerkandidaten entscheiden. Dieser Antrag war als Affront gegen die CDU-Parteivorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer gewertet worden. Denn traditional liegt das Erstzugriffsrecht für die Kanzlerkandidatur beim CDU-Chef.
Ähnlich skeptisch gegenüber dem Antrag der Jungen Union wie Laschet äußerte sich Unions-Fraktionsvorsitzender Ralph Brinkhaus. "Ich habe eins gelernt im letzten Jahr im Juni: dass es immer gut ist, wenn man als CDU und CSU zusammen eine Lösung findet", so Brinkhaus mit Verweis auf die Koalitionskrise zwischen CDU und CSU in der Migrationspolitik. Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans wurde noch deutlicher. "Ich halte nichts von der Urwahl des oder der Kanzlerkandidatin. Das ist eine Sache, die nicht nur die CDU allein auszumachen hat", so Hans vor dem Treffen der CDU-Spitzengremien in Leipzig.
CSU-Parteichef Markus Söder hat jüngst die Urwahl ebenso abgelehnt und gewarnt, dass eine endlose Personaldiskussion die Wähler verunsichere. Kramp-Karrenbauer ist bei Teilen der CDU wegen der enttäuschenden Ergebnisse bei den Europa- und Landtagswahlen in der Kritik. Auch in Umfragen hat die CDU in den letzten Monaten deutlich gegenüber den Grünen verloren.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/cbr
(END) Dow Jones Newswires
November 21, 2019 09:36 ET (14:36 GMT)
Copyright (c) 2019 Dow Jones & Company, Inc.