Von Olaf Ridder
FRANKFURT (Dow Jones)--Thyssenkrupp hat tausenden demonstrierenden Stahlarbeitern im Vorfeld der Steel-Europe-Aufsichtsratssitzung Zukunftsinvestitionen zugesagt. "Wir glauben an die Zukunft des Stahls und werden unser Stahlgeschäft langfristig wettbewerbsfähig machen", hieß es am Dienstag in einer Erklärung. "Wir müssen investieren. Und das tun wir auch." Die dafür zur Verfügung stehenden Mittel seien allerdings begrenzt. Derzeit stünden jährlich 570 Millionen Euro für Investitionen in das Geschäft zur Verfügung. Die IG Metall und der Betriebsrat fordern dagegen über mehrere Jahre 1,5 Milliarden Euro.
Am Nachmittag wird das im Sommer ausgearbeitete Zukunftskonzept Stahl dem Kontrollgremium des Teilkonzerns Thyssenkrupp Steel Europe vorgestellt. Es war erforderlich geworden, nachdem die eigentlich geplante Fusion der europäischen Stahlgeschäfte von Thyssenkrupp und Tata im Mai am Veto der EU-Kommission gescheitert war. In den nächsten Wochen werde das Konzept eingehend von Vorstand und Aufsichtsrat des Mutterkonzerns geprüft und erörtert, bevor Entscheidungen über zusätzliche Investitionen und deren Höhe getroffen würden, heißt es in der Mitteilung weiter.
6.000 Stahlkocher demonstrierten am Dienstagmittag vor der Thyssenkrupp-Steel-Europe-Zentrale in Essen. Sie fordern neben Investitionen weit reichende tarifliche Sicherheiten im Anschluss an den zum Jahresende auslaufenden Ergänzungstarifvertrag, der etwa betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. Diese Regelungen will die IG Metall möglichst weitgehend auch für die Zukunft erhalten. Die Beschäftigten seien bereit, dafür genauso hart zu kämpfen wie seinerzeit für den Tarifvertrag zur Tata-Fusion, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Knut Giesler. Klar ist bereits jetzt, dass etwa 2.000 Stellen im Stahlbereich abgebaut werden. Unklar ist bislang allerdings, wo dies passiert.
Thyssenkrupp steckt in einer tiefen Krise. Um die nötigen Mittel für einen Umbau zu beschaffen, soll die Aufzugssparte ganz oder teilweise versilbert werden. Ob es dabei zu einem Verkauf oder zu einen Börsengang kommt, entscheidet sich Anfang nächsten Jahres. Am Mittwoch wollen auch die Mitarbeiter von Elevator demonstrieren - dann vor der Konzernzentrale in Essen.
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December 03, 2019 07:17 ET (12:17 GMT)
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