Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Die deutsche Wirtschaft hat sich dank der Reduzierung außenwirtschaftlicher Risiken stabilisiert und könnte im Jahr 2021 in einen neuen Konjunkturaufschwung erleben, so das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI). Das Institut schreibt in seiner neuen Konjunkturprognose, dass die robuste Binnenkonjunktur andauern werde, auch wenn die Rezessionsgefahr insgesamt noch nicht gebannt sei.
In seiner überarbeiteten Prognose bestätigt das HWWI seine Erwartung von einem Wachstum von 0,6 Prozent für dieses Jahr und von 1,4 Prozent für 2020, wobei dieser Zuwachs im nächsten Jahr mit der überdurchschnittlichen Anzahl an Arbeitstagen zu tun habe. Erstmals veröffentlichte das HWWI auch seine Erwartungen für 2021 und prognostizierte ein Wachstum von 1,5 Prozent.
"Die deutsche Konjunktur ist in diesem Jahr um eine Rezession herum gekommen", so das HWWI. Die außenwirtschaftlichen Störfaktoren hätten sich nicht weiter verschärft, so dass die größtenteils solide Verfassung der Binnenkonjunktur wieder an Dominanz gewann. Bremsende Effekte gingen jedoch von außenwirtschaftlicher Seite aus, wie etwa bei den Unternehmensinvestitionen und der Einstellungsbereitschaft der Unternehmen.
"Die Grundverfassung der deutschen Wirtschaft ist nicht schlecht. Die Binnennachfrage, insbesondere der private Konsum, die Konsumausgaben des Staates und die Bauinvestitionen werden weiter zunehmen", so der HWWI. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt sei zwar ins Stocken geraten, aber nicht umgeschlagen, so dass die Kaufkraft der privaten Haushalte hoch bleibe.
Das Hamburger Institut erwartet, dass die in den USA anstehenden Wahlen im nächsten Jahr die Trump-Administration eher davon abhalten werde, Strafzölle auf insbesondere deutsche Autos zu erheben. Auch geht es davon aus, dass die Gefahr eines ungeordneten Brexits sich verringert habe.
"Wenn sich im kommenden Jahr Brexit-Gefahren und Handelskonflikte wie erwartet entspannen, sollte aus heutiger Sicht im Jahr 2021 einem weiteren Konjunkturaufschwung wenig entgegenstehen", so das HWWI. "Die Außenwirtschaft würde dann voraussichtlich wieder mit zum Wachstum beitragen."
Mit seiner Prognose ist das HWWI deutlich optimistischer als die Mehrheit der deutschen Institute. Sie erwarten ein Wachstum von 0,4 bis 0,5 Prozent für dieses Jahr und lediglich 0,7 bis 1,2 Prozent. Ähnliche Erwartungen hat die Bundesregierung.
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December 05, 2019 05:21 ET (10:21 GMT)
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