Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Chef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Gabriel Felbermayr, hat vor der Vorstellung gewarnt, dass ein Machtwechsel im Weißen Haus zu einer Beendigung der Handelsstreitigkeiten mit den USA führen würde. Felbermayr sagte bei einer Konferenz in Frankfurt, es sei ein Fehler, Handelspolitik alleine unter Wohlstandsgesichtspunkten zu sehen. Darüber hinaus bringe das Schüren von globaler Unsicherheit den USA aber auch einen wirtschaftlichen Nutzen. "Wenn Trump abgewählt würde, dann hätte das zwei Folgen: Die Schwierigkeiten für den Außenhandel würden eher zunehmen, und der Umgang mit China würde hart bleiben."
Nach Aussage des Ökonomen ist eine Verhängung von Strafzöllen aus Sicht der USA durchaus rational, weil sie Produktion ins Land zieht, den Konkurrenten China auf Abstand hält und für Unsicherheit sorgt. "Dass Unsicherheit böse ist, stimmt vielleicht im Aggregat, aber nicht unbedingt für jede Branche und jede Firma und bestimmt nicht für die USA mit ihrem starken Dollar, und ihrem hohen Leistungsbilanzdefizit", sagte der IfW-Chef. Für die USA sei das Schüren makroökonomischer Unsicherheit "kein Quatsch".
Nach Felbermayrs Berechnungen schaden die höheren Einfuhrzölle zwar auch den USA, aber China leidet viel stärker unter ihnen. Sollte es zu einer Eskalation des Streits kommen, wäre der ökonomische Schaden für China nach seiner Aussage etwa dreimal so groß wie für die USA. "In den USA gäbe es einen makroökonomischen Verlust und eine Verschiebung raus aus den Dienstleistungen, rein in die Industrie", sagte Felbermayr und fügte hinzu: "Wenn es darum geht, den Abstand zwischen den USA und China zu vergrößern, dann ist diese Politik richtig. Wir müssen nicht nur die wirtschaftlichen Argumente sehen, sondern auch die politischen und die geostrategischen."
Aber würden die US-Wähler eine solche Politik unterstützen? Laut Felbermayr ist die US-Gesellschaft in diesem Punkt gespalten. "Es gibt auch Menschen, die sagen, diese Opfer müssen gebracht werden", sagte er. In den USA bestehe über alle Parteien hinweg der Konsens, dass China ein Problem sei. Vor diesem Hintergrund rechnet der Ökonom allenfalls mit kurzen Waffenstillständen im Handelsstreit. "Entwarnung sehe ich für die nächsten zehn bis 15 Jahren gar nicht."
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December 05, 2019 05:47 ET (10:47 GMT)
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