Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Kurz vor dem SPD-Parteitag zeigt eine neue Umfrage, dass die Deutschen trotz ihrer Unzufriedenheit mit der großen Koalition keinen Regierungswechsel wünschen. Die Umfrage von Infratest Dimap für den ARD-Deutschlandtrend ergab, dass mehr als zwei Drittel der Deutschen mit der Arbeit der Bundesregierung unzufrieden sind. Trotzdem wünschen sich 64 Prozent einen Fortbestand der großen Koalition. Ein Drittel der Bürger fände es nicht gut, wenn CDU/CSU und SPD bis zum Ende der Legislaturperiode 2021 in einer Koalition weiterarbeiten würden.
Das designierte neue SPD-Spitzenduo Saskia Esken und Norbert Walter Borjans will den Fortbestand der großen Koalition an Inhalte knüpfen. Auf ihrem am Freitag beginnenden Parteitag wird die SPD über einen Leitantrag abstimmen, in dem die Partei einen strengeren Klimaschutz, höherer Investitionen und die Aufgabe der Schwarzen Null beschließen will.
Die am Montag und Dienstag geführte Umfrage zeigt, dass 56 Prozent der Deutschen Sorge um die politische Stabilität in Deutschland haben, wenn die Koalition aus Union und SPD vorzeitig endet. Diese Sorge teilen 42 Prozent nicht. Für Neuwahlen in der jetzigen politischen Situation sprechen sich 28 Prozent aus, während 70 Prozent diese Einschätzung nicht teilen. Den neuen Parteivorsitzenden der SPD traut nur eine Minderheit von 22 Prozent der Bürger zu, der Partei zu einem Aufschwung zu verhelfen, während 70 Prozent das nicht glauben.
Trotz großer Zustimmung für einen Fortbestand des Regierungsbündnisses sehen die Bürger die Arbeit der Bundesregierung durchaus kritisch. So meinen 85 Prozent der Befragten, die Regierungsparteien beschäftigten sich zu sehr mit sich selbst und ihrem Personal, anstatt ihre Arbeit zu machen. Bei einem Blick auf einzelne Politikfelder stellen die Bürger der Koalition insbesondere bei der Schaffung bezahlbaren Wohnraums ein schlechtes Zeugnis aus. Drei Viertel der Bürger sind mit der Arbeit in diesem Bereich nicht zufrieden.
Auch die Klimapolitik halten drei Viertel der Deutschen für unzureichend. Jeweils zwei Drittel der Deutschen sind unzufrieden mit der Digitalisierung, im Bereich der Gesundheitspolitik und Pflege sowie der Renten- und Sozialpolitik. 64 Prozent der Deutschen sind weniger oder gar nicht zufrieden mit der Asyl- und Flüchtlingspolitik. In anderen Politikfeldern sind die Deutschen gespalten: Mit der Haushalts- und Finanzpolitik sind 52 Prozent der Deutschen weniger beziehungsweise gar nicht zufrieden.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/jhe
(END) Dow Jones Newswires
December 05, 2019 12:00 ET (17:00 GMT)
Copyright (c) 2019 Dow Jones & Company, Inc.