BERLIN (Dow Jones)--Der Mobilfunkstandard 5G wird den Energiebedarf von Rechenzentren einer Studie zufolge drastisch erhöhen. Bis zum Jahr 2025 seien bis zu 3,8 Terawattstunden zusätzlich nötig, heißt es in einer Analyse der Universität RWTH Aachen, die vom Energieversorger Eon beauftragt wurde. Das wäre genug Strom, um alle 2,5 Millionen Menschen der Städte Köln, Düsseldorf und Dortmund ein Jahr lang zu versorgen.
Den Forschern zufolge wird der Energieverbrauch von Rechenzentren bis 2025 voraussichtlich um 56 Prozent gegenüber 2010 steigen. Bis 2030 sollen die Zentren dann zwischen 3 und 13 Prozent des globalen Stromverbrauchs ausmachen. Größter Energiefresser sind dabei die Server und Speicher, deren Bedarf sich um rund 90 Prozent erhöhen werde.
Auslöser sind neue technische Möglichkeiten: Mit 5G können Verbraucher Filme in Echtzeit streamen und Unternehmen eigene Mobilfunknetze aufbauen. In intelligenten Fabriken vernetzen sich selbstfahrende Roboter mit Maschinen und tauschen Informationen aus. Das erfordert laut Studie den Aufbau von vielen kleinen und lokalen Rechenzentren, die vielfach als Zwischenstation zu den zentralen Einheiten fungieren. Dabei werden viele Neuanlagen eher im asiatischen Raum erwartet.
Die RWTH-Forscher sehen Potenzial für mehr Energieeffizienz, wenn auch die Abwärme von Rechenzentren besser genutzt wird. Denn diese müssen regelmäßig gekühlt werden. Derzeit nutzten aber nur knapp ein Fünftel in Deutschland mindestens zehn Prozent ihrer Abwärme. Bei einem prognostizierten Stromverbrauch von 16,4 Terawattstunden in Deutschland im Jahr 2025 bestehe aber ein Potenzial von bis zu 7,5 Terawattstunden. Hier brauche es Anreize, damit beispielsweise regionale Versorger die aus der Klimaanlage abfallende Restwärme auch abnehmen.
"Heute wird die Abwärme von Rechenzentren viel zu oft ungenutzt verschwendet", kritisiert Eon-Vorstandsmitglied Karsten Wildberger. Dabei könne diese zur Wärmeversorgung von Wohnsiedlungen und ganzen Stadtteilen genutzt werden. Eon prüft nach eigenen Angaben derzeit die Situation der Stromnetze und Rechenzentren in Frankfurt, dem größten Internetknoten der Welt. Am 8. Januar will das Unternehmen zudem erstmals einen "Green Internet Day" ins Leben rufen. Dann werde Eon seine gewohnten Aktivitäten im Internet und auf den Social-Media-Kanälen einstellen, hieß es.
Link zur Studie: https://www.eon.com/content/dam/eon/eon-com/Documents/de/5G-Standard%20und%20Rechenzentren_10.12.2019.pdf
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December 10, 2019 07:34 ET (12:34 GMT)
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