Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Die Nationale Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) hat die Bundesregierung aufgefordert, bei der Mobilitätswende die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und der Beschäftigen nicht aus dem Blick zu verlieren. Die Experten in der Verkehrskommission stellten am Mittwoch ihren ersten Fortschrittsbericht vor. Lösungskonzepte für eine nachhaltigere Mobilität seien gegeben, nun sei die Umsetzung der Maßnahmen wichtig, so der Bericht.
"Durch die sichtbar werdenden Auswirkungen des Strukturwandels in der Industrie rücken die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie und ihrer Beschäftigten, der Erhalt zentraler Wertschöpfungsnetzwerke sowie Technologieoffenheit und Innovationen in den Mittelpunkt einer zukunftsweisenden Ausrichtung des Mobilitätssystems", so die Plattform.
Henning Kagermann, Vorsitzender des Lenkungskreises, erklärte bei der Übergabe des Fortschrittsbericht, dass ein sehr großes Rad zu drehen sei, bei dem alle Akteure im Schulterschluss handeln und die Auswirkungen der Mobilitätswende auf alle Bereiche mitgedacht werden müssten.
"Die Menschen begeistern und auf dem Weg in die Mobilitätszukunft mitnehmen sind unabdingbare Voraussetzungen, damit ein ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiges Mobilitätssystem Wirklichkeit werden kann", so Kagermann.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer sagte, die Expertengruppe habe "wertvolle Empfehlungen" gegeben, die bereits beim Klimapaket der Regierung Einfluss genommen habe.
In ihrem ersten Fortschrittsbericht empfahl die Expertengruppe, dass man bei dem Ziel der Minderung von Kohlendioxid im Verkehrssektor alle Verkehrsträger und Technologien brauche. Auch sollte die Elektromobilität zunächst durch Anreizprogramme gefördert werden, um den Bestand and E-Autos auf 7 bis 10,5 Millionen bis 2030 zu erhöhen. Bei den verbrennungsmotorischen Fahrzeugen soll das Effizienzpotential besser ausgeschöpft werden. Die Plattform sprach sich auch für mehr Schienenverkehr sowie mehr Rad- und Fußverkehr aus.
Um die Mobilitäts- und Produktionsstandorte aufgrund des Antriebswechsels von verbrennungsmotorischen Antrieben hin zur Elektromobilität zu sichern, müsse die Wertschöpfung und Beschäftigung neu ausgerichtet werden. Daher empfahl die Kommission den Aufbau einer Batteriezellfertigung durch deutsche oder europäische Unternehmen in Europa, "die den Bedarf der Automobilindustrie auch bei steigender Nachfrage sicherstellen kann und die Abhängigkeit von Zellimporten verringert". Auch müssten Kompetenzen im Bereich des Verbrennungsmotors über Ausbildung und Studium erhalten werden, um dort die Wertschöpfungsketten auf absehbare Zeit intakt zu halten.
Beim Thema alternative Antriebe und Kraftstoffe empfahl der NPM einen Ausbau von Forschungs- und Innovationsförderung entlang aller Antriebe und Energieträger- beziehungsweise Kraftstoffarten. Auch bedürfe es politischer Unterstützung für den Markthochlauf der Batterie- und Fahrzeugproduktion. So sollten beispielsweise "technologiespezifische Verwendungsquoten oder steuerliche Förderungen" geschaffen werden, um den Markthochlauf von strombasierten Kraftstoffen zu ermöglichen.
Daneben sollten die Potenziale der Digitalisierung für den Verkehrssektor genutzt werden, wie beispielsweise die Erprobung von intermodaler Mobilität in Verbindung mit autonomem Fahren.
In der 2018 von der Regierung eingesetzten Plattform sind rund 240 Experten aus Politik, privatem Sektor, Verbänden, Forschungseinrichtungen und Nichtregierungsorganisationen vertreten. Sie sollen die Konzepte für eine umweltgerecht, bezahlbare und wettbewerbsfähige Mobilität in Deutschland entwickeln.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/mgo
(END) Dow Jones Newswires
December 11, 2019 10:00 ET (15:00 GMT)
Copyright (c) 2019 Dow Jones & Company, Inc.