Von Petra Sorge
BERLIN (Dow Jones)--Die Bundesnetzagentur hat nach den massiven Stromengpässen an drei Tagen im Juni neue Regeln für Marktteilnehmer beschlossen. Regionale Versorger oder Kraftwerksbetreiber, die sogenannten Bilanzkreisverantwortlichen, sollen stärker für den Ausgleich in ihrem Netzgebiet sorgen. "Wir wollen Risiken für die Versorgungssicherheit minimieren", erklärte Behördenchef Jochen Homann die Änderungen. "Gefährliche Unterdeckungen der Bilanzkreise sollen sich nicht lohnen."
Konkret soll eine erst für den 1. Mai 2020 geplante Pflicht zum Ausgleich von Strommengen vorgezogen werden. Demnach dürfen die Verantwortlichen die Energiemengen im potenziell systemkritischen Zeitraum der letzten 15 Minuten vor dem Erfüllungszeitpunkt nur noch ausgeglichen bewirtschaften. Dies soll nun bereits ab dem 15. Januar 2020 gelten, um die "Disziplin" zu steigern, wie es von der Behörde hieß.
Dafür sollen die Marktteilnehmer auch einen stärkeren finanziellen Anreiz erhalten. Angepasst werden soll das sogenannte 80-Prozent-Kriterium in der Berechnungsmethode für den regelzonenübergreifenden einheitlichen Bilanzausgleichsenergiepreis. Zukünftig werde ein Zuschlag oder Abschlag in Höhe von 50 Prozent, mindestens jedoch 100 Euro pro Megawattstunde bereits dann fällig, wenn der Saldo des Netzregelzonenverbundes einen Wert von mehr als 80 Prozent der kontrahierten Regelleistung ausweist. Diese Regel gilt ab Februar 2020.
Schließlich sollen den Übertragungsnetzbetreibern ab 1. April 2020 auch mehr Daten zur Verfügung gestellt werden. Künftig erhalten sie für viertelstündlich gemessene Einspeiser und Verbraucher deutlich bessere Messwerte am folgenden Werktag. So sollen sie mögliche kurzfristige Engpässe besser einschätzen können.
An gleich drei Tagen - am 6., 12. und 25. Juni - war es in diesem Jahr zu einer starken Unterspeisung des deutschen Stromnetzes gekommen. Die Frequenz sank im gesamten europäischen Verbundnetz, weshalb die Netzbetreiber selbst eingreifen mussten. Nur durch eine schnelle Zufuhr aus dem Ausland konnte eine Katastrophe verhindert werden.
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December 11, 2019 12:16 ET (17:16 GMT)
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