Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Das RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung hat seine Prognosen für das deutsche Wirtschaftswachstum im Jahr 2020 von 0,9 auf 1,1 Prozent und für 2021 von 1,3 auf 1,5 Prozent erhöht. "Die gesamtwirtschaftliche Produktion in Deutschland hat sich zum Jahresende stabilisiert", erklärten die Wirtschaftsforscher aus Essen. Insbesondere die Exporte hätten sich erholt, wenn auch teils durch Sonderfaktoren wie gestiegene Ausfuhren nach Großbritannien vor dem zum 31. Oktober 2019 avisierten Brexit. Auch die Inlandsnachfrage stütze die Konjunktur.
Für 2019 erwartet das RWI in seiner Prognose ein Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent und damit 0,1 Prozentpunkte mehr als in seiner Prognose vom September dieses Jahres. Von dem für 2020 erwarteten Wachstum von 1,1 Prozent seien allerdings 0,4 Prozentpunkte auf einen Arbeitstageeffekt zurückzuführen. Auch die Entwicklung am Arbeitsmarkt deutet nach Einschätzung der Forscher darauf hin, "dass die konjunkturelle Schwäche allmählich überwunden wird". Der Arbeitsmarkt dürfte sich stabil entwickeln, die Arbeitslosenquote 2020 und 2021 jeweils bei 4,9 Prozent liegen.
Für die privaten Konsumausgaben rechnet das RWI mit einer Zunahme um 1,2 Prozent in diesem und 1,3 Prozent im nächsten Jahr nach 1,5 Prozent 2019. Die Konsumausgaben des Staates sollen 2020 um 3,0 Prozent und 2021 um 2,8 Prozent steigen nach einem Plus von 2,1 Prozent in diesem Jahr. Für die Anlageinvestitionen wird ein Zuwachs von 2,1 Prozent in diesem und 2,2 Prozent im kommenden Jahr erwartet nach 2,6 Prozent in diesem Jahr. Die Exporte sollen 2020 um 2,6 Prozent und 2021 um 3,2 Prozent zunehmen nach einem Plus von 1,1 Prozent im Jahr 2019. Die Importe sollen dieses Jahr um 3,7 Prozent und nächstes um 3,8 Prozent zulegen nach einem Plus von 2,5 Prozent im laufenden Jahr.
Der staatliche Budgetüberschuss dürfte bis 2021 von gut 50 Milliarden Euro in diesem Jahr auf knapp 29 Milliarden Euro im nächsten Jahr und gut 6 Milliarden Euro im übernächsten Jahr sinken. Im nächsten Jahr sorgten unter anderem langsamer wachsende Bruttolöhne und -gehälter für einen geringeren Anstieg der Staatseinnahmen. Gleichzeitig führten die Erhöhung des Kindergeldes sowie Investitionen in den Ausbau des Schienennetzes und weitere investive Maßnahmen durch den Energie- und Klimafonds zu höheren Ausgaben. 2021 belasteten unter anderem die Einführung der Grundrente und die Teilabschaffung des Solidaritätszuschlags den Staatshaushalt.
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December 12, 2019 05:02 ET (10:02 GMT)
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