Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Der Bundestag hat am Donnerstag mit breiter Mehrheit die Wiedereinführung der Meisterpflicht in bestimmten Branchen beschlossen. Mit dem verpflichtenden Meisterbrief für 12 Handwerksberufe soll deren Attraktivität gesteigert und Betriebe zum Ausbilden motiviert werden. Auch will man damit die Qualität der ausgeführten Arbeiten verbessern. Mit der Wiedereinführung der Meisterpflicht wird eine Deregulierung im Handwerksbereich teilweise zurückgenommen, denn 2004 war für 53 Handwerksberufe die Meisterpflicht abgeschafft worden. Handwerksverbände beklagen seit Jahren, dass der Wegfall der Meisterpflicht in bestimmten Branchen das ohnehin bestehende Problem des Fachkräftemangels verschärft hat.
Zu Gewerken, wo die Meisterpflicht ab 2020 wieder eingeführt wird, zählen beispielsweise Fliesenleger, Drechsler und Orgelbauer. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sagte vor der Abstimmung im Bundestag, dass das Handwerk in Deutschland und Europa eine hohe Wertschätzung genieße. "Wir möchten, dass dies so bleibt, dass das Handwerk auch in Zukunft einen Beitrag zu hoher Qualität von Dienstleitungen und Wirtschaftsentwicklung leisten kann, aber auch zu Identität, zu Kultur, zu Zusammenhalt vor Ort und in unserem Land insgesamt", so Altmaier. Dafür brauche man eine wirtschaftsfreundliche Politik.
"Aber wir müssen auch die Weichen dafür stellen, dass diejenigen, die bereit sich auf Handwerk einzulassen, die bereit sind dafür viel zu investieren an Lernen, an Zeit, an Investitionen, dass die sich auf dieses Risiko auch einlassen können", so Altmaier. Sowohl der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) also auch der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) hatten die Wiedereinführung der Meisterpflicht gefordert. Das Baugewerbe hofft, dass mit der Wiedereinführung der Privilegien die deutschen Handwerksbetriebe vor billigerer ausländischer Konkurrenz geschützt werden.
"Der Meistertitel ist essentiell wichtig, um die Qualität und Sicherheit der Bauausführung sowie der beruflichen Bildung zu erhalten", erklärte ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa nach der Abstimmung. Allerdings gab es im Vorfeld auch Kritik an der Wiedereinführung der Meisterpflicht. So wurde befürchtet, dass für neue Betriebe der Markteintritt schwerer würde und für Verbraucher Wartezeiten und Preise steigen könnten.
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December 12, 2019 06:52 ET (11:52 GMT)
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