BERLIN (Dow Jones)--Die Bundesregierung wartet im Mordfall an einem Georgier in Berlin noch immer auf Amtshilfe von Russland. Es gebe noch "keine neuen Erkenntnisse", erklärte ein Sprecher des Bundesjustizministeriums in Berlin. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte sich zuvor in einem Medienbericht vorsichtig optimistisch gezeigt, dass die Russen ihre Blockade bei der Aufklärung des Falls aufgeben könnten.
"Es gibt die begründete Hoffnung auf eine Unterstützung unserer Ermittlungen und auf belastbare Hinweise von der russischen Seite", zitierte das Nachrichtenmagazin Der Spiegel Seehofer. "Unsere Behörden nutzen ihre verlässlichen Kanäle zu den russischen Partnern." Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums erklärte, er könne zu den Ausführungen nichts weiter ergänzen.
Ende August haben deutsche Behörden laut Regierungssprecher Steffen Seibert "zahlreiche Anfragen zum Tötungsdelikt im kleinen Tiergarten an russische Stellen gerichtet". Darunter seien etwa das Bundeskriminalamt, der Verfassungsschutz, der Bundesnachrichtendienst, das Auswärtige Amt und das Kanzleramt gewesen. "Und sie haben das an eine Reihe russischer Stellen gerichtet" erklärte der Sprecher von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Er nannte etwa die russische Botschaft in Berlin, den Föderalen Dienst für Sicherheit FSB, den Dienst für Außenaufklärung SWR, die Hauptverwaltung für Aufklärung GRU und die Präsidialadministration der Russischen Föderation. Dennoch habe die russische Seite die Anfragen der Bundesregierung "verschleppend gehandhabt", so Seibert.
Deutschland hatte am 4. Dezember zwei russische Diplomaten ausgewiesen, weil russische Behörden nur unzureichend an der Aufklärung des Mordes mitgewirkt hätten. Im Gegenzug wies Russland zwei deutsche Botschaftsangehörige aus. Die Bundesanwaltschaft geht dem Verdacht nach, dass der Georgier im Auftrag staatlicher Stellen Russlands oder Tschetscheniens getötet wurde.
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December 16, 2019 07:24 ET (12:24 GMT)
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