Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--In der Bauwirtschaft werden im nächsten Jahr die Mindestlöhne steigen. Arbeitgeber und Gewerkschaften des Bauhauptgewerbes stimmten einem Schlichterspruch mehrheitlich zu, von dem nach Gewerkschaftsangaben mehr als 200.000 Bauarbeiter profitieren sollen.
Danach soll ab April der Mindestlohn für Hilfsarbeiter um 35 Cent auf 12,55 Euro steigen. Für Facharbeiter in Westdeutschland wird der Mindestlohn um 20 Cent auf 15,40 Euro erhöht. Der für Facharbeiter in Berlin wird ebenfalls um 20 Cent auf dann 15,25 Euro die Stunde angehoben. Die neuen Mindestlöhne sollen eine Laufzeit bis zum 31. Dezember haben.
"Das Wichtigste ist, dass es auf dem Bau auch weiterhin zwei Branchen-Mindestlöhne und damit Lohnhaltelinien nach unten - insbesondere für fachliche Arbeiten - geben soll. Das hatte für uns oberste Priorität. Und das haben wir geschafft. Dazu noch einen Anstieg beider Mindestlöhne", sagte der Vorsitzende und Verhandlungsführer der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), Robert Feiger am Donnerstag in einer Stellungnahme. Über diesen Schiedsspruch müssen die Gremien der Sozialpartner bis zum 17. Januar abschließend entscheiden.
Für die Arbeitgeberseite sagte die Vizepräsidentin des Hauptverband der Deutschen Bauindustrie Jutta Beeke, dass das Ziel der Schaffung eines einheitlichen und leicht zu kontrollierenden Bau-Mindestlohns nicht erreicht wurde. "Der Vorschlag vermeidet aber eine längere Mindestlohn-Lücke", so Beeke.
Auch der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes kritisierte, dass der Knackpunkt der Verhandlungen - die zukünftige Mindestlohn-Struktur - nicht gelöst sei. Feiger von der IG-BAU forderte die Arbeitgeber auf, den Schlichterspruch als "fairen Kompromiss für die Branche" zu akzeptieren und ihm innerhalb der Erklärungsfrist zuzustimmen. Die Arbeitgeber sollten "Rufen nach Lohndrückerei in den eigenen Reihen" entschieden entgegentreten.
Die Bauwirtschaft hat in diesem Jahr ihren Aufschwung fortsetzen können. Am Donnerstag prognostizierte der Sektor ein Umsatzplus von 5,5 Prozent für 2020 nach einem erwarteten Zuwachs von 8,5 Prozent in diesem Jahr.
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December 19, 2019 09:06 ET (14:06 GMT)
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