PARIS (dpa-AFX) - Wenige Tage vor Weihnachten will die französische Regierung einen Ausweg aus der Krise um die Rentenreform finden. Rund um die Festtage drohen Zugausfälle und Chaos an den Bahnhöfen. Premier Édouard Philippe wollte am Donnerstagnachmittag Gewerkschaftsvertreter zu einem gemeinsamen Treffen empfangen, um einen Kompromiss zu finden. Er hatte bereits am Vortag zahlreiche Gespräche geführt. Die Streiks und Proteste gegen die Reformpläne von Präsident Emmanuel Macron haben Frankreich nun bereits seit zwei Wochen fest im Griff.
Bei den Treffen am Mittwoch zeichnete sich keine Lösung ab. Der Chef der Hardliner-Gewerkschaft CGT, Philippe Martinez, war nach dem Gespräch mit dem Premier weiter hart geblieben. Auch der Generalsekretär des eher gemäßigten Gewerkschaftsbunds CFDT, Laurent Berger, hatte erklärt, dass eine Einigung noch "sehr, sehr weit entfernt" sei. Die Staatsbahn SNCF wollte einen Notfall-Zugplan für das kommende Wochenende vorlegen. Die Ausfälle und Verspätungen betreffen auch Fahrten von und nach Deutschland.
Auch am Donnerstag war der Bahnverkehr im ganzen Land wieder massiv eingeschränkt. Gut 60 Prozent der Lokführer legten nach SNCF-Angaben ihre Arbeit nieder. Allerdings ist die Streikrate insgesamt rückläufig. In Paris herrschte wieder Gedränge auf den Bahnsteigen und in den wenigen fahrenden Zügen. Zahlreiche Stationen blieben komplett geschlossen. Die Stimmung in der Stadt ist aggressiv, die Lage auf den Straßen angespannt. Auto-, Rad- und Rollerfahrer kämpfen um den Platz auf den Straßen, es gibt massive Staus. Zahlreiche eigentlich gut besuchte Pariser Restaurants sind abends fast menschenleer.
Berichten zufolge gab es landesweit erneut Stromausfälle. So hatten mehrere Haushalte in der Region Okzitanien im Südwesten des Landes am Donnerstagmorgen keinen Strom, wie der Sender France 3 berichtete. Demnach sprach der Netzbetreiber Enedis von mutwilligen Aktionen. Bereits zuvor war in einigen Orten des Landes der Strom ausgefallen, die CGT hatte damals dafür die Verantwortung übernommen. Generalsekretär Martinez hatte erklärt, dass man es gezielt auf große Unternehmen und öffentliche Gebäude absehe.
Mit der Rentenreform will die Mitte-Regierung die Zersplitterung in 42 verschiedene Rentenkassen beenden und ein universelles Punktesystem schaffen. Diese bringen zum Teil zahlreiche Sonderrechte mit sich. Außerdem sollen die Franzosen dazu angehalten werden, länger zu arbeiten. Die Regierung hatte mit langen Übergangsfristen zwar Zugeständnisse an die Gewerkschaften gemacht - diese waren allerdings nicht zufrieden. Umfragen zufolge ist eine Mehrheit der Franzosen gegen die Reform./nau/DP/nas
AXC0243 2019-12-19/16:00