Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Die US-Sanktionen gegen die russisch-deutsche Pipeline Nord Stream 2 werden die Fertigstellung des Projekts nicht verhindern, sondern diese verzögere sich nun auf das zweite Halbjahr nächsten Jahres, sagte der Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung, Peter Beyer, im Deutschlandfunk.
Der CDU-Politiker kritisierte die Sanktionen, die US-Präsident Donald Trump am Freitag unterschrieben hatte. "Das trifft uns schon sehr, und ich muss sagen: Das gehört sich in der Tat unter Freunden nicht", sagte Beyer. "Das wird Nord Stream 2, die Fertigstellung der Ostsee-Pipeline, zeitlich zurückwerfen." Dennoch gehe er davon aus, dass die Pipeline "im zweiten Halbjahr nächsten Jahres" fertiggestellt werde.
"Es gibt Alternativen, die zeitlich aber einen Aufschub nach sich ziehen und auch höhere Kosten mit sich bringen werden", so Beyer. Allerdings räumte er ein, dass er "dieses Projekt zunehmend kritisch" sehe. Deutschland habe viel zu lange gewartet und sich offiziell nicht eingestanden, dass es "natürlich eine nicht zu unterschätzende, geopolitische Dimension gibt", so Beyer. "Es geht um Energiesicherheit, es geht um strategische Dinge im Transit bei der Ukraine."
Dennoch sei es für ihn "total unverständlich", dass die Sanktionen nun kämen. Denn Russland und die Ukraine hätten gerade unter Vermittlung Deutschland eine Vereinbarung hinbekommen, die den Gastransit durch die Ukraine über einige weitere Jahre sichert. Für Deutschland sei die Pipeline wichtig, denn es sei absehbar, dass die Öl- und Gasquellen in der Nordsee und in den Niederlanden versiegten, sagte Beyer.
"Wir müssen doch rechtzeitig dafür Sorge tragen, dass diese ausfallenden Volumina ausgeglichen werden. Und deswegen gibt es schon auch gute Gründe, weshalb Nord Stream 2 und das Volumen, das dort durchfließen wird, davon gehe ich mal fest aus, gebraucht werden wird", sagte Beyer. Der Import von amerikanischem Flüssiggas LNG sei "erheblich teurer" für die deutschen Verbraucher.
Die US-Sanktionen richten sich gegen Eigentümer der Gasröhre und Unternehmen, die am Verlegen der Pipeline beteiligt sind. Vorgesehen sind Einreiseverbote und das Einfrieren von Vermögen in den USA. Nach der Ankündigung hat das Schweizer Unternehmen Allseas Group SA alle Aktivitäten an Nord Stream 2 eingestellt.
Rund 300 der etwa 2.100 Kilometer langen Ostsee-Pipeline, die Gas direkt von Russland nach Deutschland bringen soll, müssen noch fertig gestellt werden. Das Nord-Stream-2-Konsortium wird vom russischen Gazprom-Konzern angeführt, der die Hälfte der Finanzierung des 9,5 Milliarden Euro schweren Projekts aufbringt. Zu den Beteiligten gehören die deutschen Unternehmen Uniper und Wintershall.
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December 23, 2019 05:04 ET (10:04 GMT)
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