BERLIN (Dow Jones)--Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat die EU-Kommission zu deutlichen Korrekturen am europäischen Klimaschutzprogramm aufgefordert. Mit noch mehr Regulierung und vorgezogenen Neujustierungen der Flottengrenzwerte werde das Klimaziel nicht erreicht werden, erklärte VDA-Präsident Bernhard Mattes. Der "Green Deal" müsse stattdessen auf marktwirtschaftliche Instrumente setzen und die Kraft technischer Innovationen wirken lassen. "Beides wird möglich, wenn sich die EU auf Investitionen, Innovationen und Marktwirtschaft konzentriert", sagte Mattes.
In der EU selbst müssten Investitionen zum Ausbau der Lade- und Tank-Infrastruktur für alternative Antriebe forciert werden. Dies sei etwa durch ambitioniertere Vorgaben in der Richtlinie über den Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe möglich. Derzeit beschränkten sich die Investitionen in Ladepunkte auf wenige EU-Mitgliedsstaaten. "Das führt zu einem 'Binnenmarkt der zwei Geschwindigkeiten' für Elektromobilität", kritisierte Mattes. "Elektromobilität darf nicht auf wenige urbane Räume in wohlhabenderen EU-Mitgliedstaaten beschränkt bleiben."
Der VDA schlägt zudem vor, den Verkehrssektor in den europäischen Emissionshandel einzubeziehen. "Denn mit dem Zertifikatehandel wird der marktbasierte Ansatz gestärkt und damit zu einem Treiber von technischen Innovationen", betonte Mattes. Bislang ist der Verkehrssektor nicht im EU-Emissionshandel berücksichtigt. Die Bundesregierung hat im Zuge des Klimaschutzpaketes die Einführung eines nationalen Emissionshandels auf Kraft- und Heizstoffe beschlossen. Demnach gilt ab 2021 ein CO2-Preis von 25 Euro pro Tonne, der bis 2025 auf 55 Euro steigt.
Mattes kritisierte auch die Diskussion über die Erhöhung der EU-Flottengrenzwerte für 2030. Entsprechende Maßnahmen würden den Unternehmen jede Planungssicherheit nehmen. Die schärferen CO2-Regeln für Neuwagen gelten schon ab dem Jahreswechsel. Die Grenzwerte sinken ab 1. Januar 2020 von 130 auf 95 Gramm CO2 pro Kilometer. Bis 2025 sollen die Emissionen von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen um 15 Prozent, bis 2030 um durchschnittlich 31 Prozent sinken.
Mit dem "European Green Deal" verfolgt die EU das Ziel, Europa bis 2050 klimaneutral zu machen. Die Vorgaben zur Einsparung von CO2 für 2030 sollen von minus 40 Prozent auf mindestens minus 50 Prozent verschärft werden. Geplant sind außerdem eine massive Verlagerung des Frachtverkehrs auf die Schiene sowie eine CO2-Grenzausgleichssteuer.
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December 30, 2019 07:30 ET (12:30 GMT)
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