Berlin (ots) - Im Jahr 2018 verzeichneten die Berufsgenossenschaften insgesamt 1571 Tote infolge früherer Kontamination durch Asbest im Beruf.
Wie das ARD-Politikmagazin KONTRASTE unter Berufung auf Zahlen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung berichtet, gab es darüber hinaus 2018 fast 10.000 Verdachtsfälle auf Asbesterkrankungen. Die Fallzahlen bleiben damit auch ein Vierteljahrhundert seit dem Asbestverbot in Deutschland gleichbleibend hoch.
Umso wichtiger ist die Frage, wo Asbest verbaut wurde und daher Gefahren drohen.
Denn potentielle Gefahrenquellen gibt es genug - auf Baustellen von Altgebäuden, aber auch in der eigenen Wohnung. Der Anteil von asbestbelasteten Wohnimmobilien liegt in Deutschland bei einem Viertel - eine Schätzung, die auch vom Bundesbauministerium geteilt wird. Die EU-Kommission verfolgt den Plan, Asbest bis 2032 auch aus alten Gebäuden vollständig zu verbannen. Aber während Polen ein eigenes 10-Milliarden-Euro-Programm zur Asbestbeseitigung aufgelegt hat, gibt es in Deutschland kein "spezifisches Förderprogramm" für die bauliche Asbestsanierung, wie die Kreditanstalt für Wiederaufbau KONTRASTE mitteilte. Diese könne nur anteilig mitgefördert werden, wenn gleichzeitig die Energieeffizienz eines Gebäudes erhöht wird.
Der Präsident des Zentralverbands der Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer, Kai Warnecke kritisierte daher gegenüber KONTRASTE die Bundesregierung. Die habe zwar im Dezember 2016 den "Nationalen Asbestdialog" ins Leben gerufen, der aber sei "bisher vollkommen ergebnislos." Das sei "schlicht mangelhaft". Das federführende Bundesarbeitsministerium erwiderte gegenüber Kontraste, es liege in der "Natur der Sache", dass ein solches Zusammenwirken unterschiedlicher Akteure "auch unterschiedliche Sichtweisen" hervorbringe. Für ein Scheitern des Dialogs gebe es aber keinen Beleg.
Immobilien- und Baubranche, Versicherungen und Gewerkschaften sollten im Rahmen des "Nationalen Asbestdialoges" über Lösungen diskutieren, wie "Bewohner, Nutzer, Mieter und die am Bau Beschäftigten" künftig effizient und effektiv vor Gesundheitsrisiken durch Asbest beim Bauen geschützt werden können.
Für das zentrale Problem aber hat das Gremium keine Lösung erarbeitet: In welchen Gebäuden steckt Asbest? Im Unterschied zu anderen Ländern gibt es in Deutschland kein Asbest-Register, um Mieter und Immobilienerwerber über Asbestgefahren konkret zu warnen. Frankreich etwa hat einen Schadstoff-Ausweis verpflichtend gemacht, der auch Asbest umfasst. Auf Anfrage verwies das Bundesbauministerium auf die Zuständigkeit der Bundesländer für die Erfassung asbestkontaminierter Gebäude in einem Register oder Kataster. Und: "Auf Länderebene sind keine laufenden bauaufsichtlichen Initiativen für ein Asbestkataster bekannt." Hunderttausende Mieter und Wohnungseigentümer bleiben in Deutschland daher weiterhin im Ungewissen.
Das ARD-Politikmagazin KONTRASTE sendet dazu am Donnerstag um 21.45 live in der ARD-Mediathek.
Pressekontakt:
Rundfunk Berlin-Brandenburg
Kontraste
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Wie das ARD-Politikmagazin KONTRASTE unter Berufung auf Zahlen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung berichtet, gab es darüber hinaus 2018 fast 10.000 Verdachtsfälle auf Asbesterkrankungen. Die Fallzahlen bleiben damit auch ein Vierteljahrhundert seit dem Asbestverbot in Deutschland gleichbleibend hoch.
Umso wichtiger ist die Frage, wo Asbest verbaut wurde und daher Gefahren drohen.
Denn potentielle Gefahrenquellen gibt es genug - auf Baustellen von Altgebäuden, aber auch in der eigenen Wohnung. Der Anteil von asbestbelasteten Wohnimmobilien liegt in Deutschland bei einem Viertel - eine Schätzung, die auch vom Bundesbauministerium geteilt wird. Die EU-Kommission verfolgt den Plan, Asbest bis 2032 auch aus alten Gebäuden vollständig zu verbannen. Aber während Polen ein eigenes 10-Milliarden-Euro-Programm zur Asbestbeseitigung aufgelegt hat, gibt es in Deutschland kein "spezifisches Förderprogramm" für die bauliche Asbestsanierung, wie die Kreditanstalt für Wiederaufbau KONTRASTE mitteilte. Diese könne nur anteilig mitgefördert werden, wenn gleichzeitig die Energieeffizienz eines Gebäudes erhöht wird.
Der Präsident des Zentralverbands der Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer, Kai Warnecke kritisierte daher gegenüber KONTRASTE die Bundesregierung. Die habe zwar im Dezember 2016 den "Nationalen Asbestdialog" ins Leben gerufen, der aber sei "bisher vollkommen ergebnislos." Das sei "schlicht mangelhaft". Das federführende Bundesarbeitsministerium erwiderte gegenüber Kontraste, es liege in der "Natur der Sache", dass ein solches Zusammenwirken unterschiedlicher Akteure "auch unterschiedliche Sichtweisen" hervorbringe. Für ein Scheitern des Dialogs gebe es aber keinen Beleg.
Immobilien- und Baubranche, Versicherungen und Gewerkschaften sollten im Rahmen des "Nationalen Asbestdialoges" über Lösungen diskutieren, wie "Bewohner, Nutzer, Mieter und die am Bau Beschäftigten" künftig effizient und effektiv vor Gesundheitsrisiken durch Asbest beim Bauen geschützt werden können.
Für das zentrale Problem aber hat das Gremium keine Lösung erarbeitet: In welchen Gebäuden steckt Asbest? Im Unterschied zu anderen Ländern gibt es in Deutschland kein Asbest-Register, um Mieter und Immobilienerwerber über Asbestgefahren konkret zu warnen. Frankreich etwa hat einen Schadstoff-Ausweis verpflichtend gemacht, der auch Asbest umfasst. Auf Anfrage verwies das Bundesbauministerium auf die Zuständigkeit der Bundesländer für die Erfassung asbestkontaminierter Gebäude in einem Register oder Kataster. Und: "Auf Länderebene sind keine laufenden bauaufsichtlichen Initiativen für ein Asbestkataster bekannt." Hunderttausende Mieter und Wohnungseigentümer bleiben in Deutschland daher weiterhin im Ungewissen.
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