BERLIN (Dow Jones)--Der Vorstandsvorsitzende des Energieversorgers Eon, Johannes Teyssen, hat für den schnellen Ausbau der Erneuerbaren Energien drastische politische Änderungen gefordert. Deutschland müsse wegkommen von der "Überregulierung" und einer Genehmigungspraxis der Vergangenheit, sagte Teyssen in Berlin auf dem Energiegipfel des Handelsblatt-Verlags. "Deutsche Gemütlichkeit", Verbandsklagen und Bürgerinitiativen würden "nicht dazu führen, dass ein Umbau in diesem Land stattfindet". Er forderte die Politik zu Mut auf, notfalls auch gegen die Bürger das Genehmigungsrecht "radikal zu entschlacken", damit Betriebe auch in Ökostromprojekte investieren könnten.
Teyssen übte auch Kritik am Klimapaket der Bundesregierung. Es sei an der entscheidenden Stelle "nicht entschlossen genug". Die Strompreise hätten deutlich gesenkt und von den 25 Milliarden Euro, die die Umlage nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) ausmacht, entlastet werden müssen. "Die richtige Lenkungswirkung erreichen wir nur bei einer vollständigen Entlastung des Grünstroms von diesen Kosten", so der Eon-Chef. Davon würden sofort die Bürger profitieren, vor allem die Finanzschwachen, aber auch die Betriebe. "Beenden Sie das Kapitel der falschen EEG-Finanzierung", rief der Konzernleiter.
Um die Energiewende zu schaffen, brauche es "Investitionen und Innovationen, als ob es kein Morgen gibt". Hier müsse schließlich auch der Staat mehr Geld in die Hand nehmen.
Teyssen sprach sich auch für mehr internationale Zusammenarbeit aus. Es sei "denklogisch" nicht möglich, dass die gesamten primären Energiereserven erneuerbar in Deutschland erzeugt würden. "Dafür haben wir nicht die Flächen. Deswegen wird es Lieferketten geben müssen." Wenn diese gelänge, könne dies Milliarden Menschen auf der Welt nützen. Klimaschutz dürfe keine Verzichtsdiskussion sein, mahnte Teyssen. In ärmeren Ländern sei Verzicht keine Option, "auch nicht in demokratischen Ländern".
Eon hatte sich im Zuge des umfangreichen Tauschs von Geschäftsfeldern mit der Essener RWE maßgeblich von seiner Ökostromproduktion getrennt und im Gegenzug die RWE-Ökostromtochter Innogy übernommen.
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January 21, 2020 05:09 ET (10:09 GMT)
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