Von Petra Sorge
BERLIN (Dow Jones)--Die lange erwartete Wasserstoff-Strategie der Bundesregierung steht offenbar kurz vor dem Abschluss. "Die Strategie wird in den nächsten Tagen oder Wochen in die Ressortabstimmung gehen", sagte der für die Regelung zuständige Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) auf dem Handelsblatt-Energiegipfel in Berlin. Er rechne damit, "dass wir in den nächsten sieben bis acht Wochen diese Strategie ins Kabinett bringen können".
Auf die genaue Woche wolle sich Altmaier noch nicht festlegen, "weil es natürlich auch schwierige Fragen sind". Es habe "einen umfassenden Dialog mit allen Stakeholdern" gegeben, weshalb es einige Wochen länger gedauert habe, die Strategie zu erarbeiten. Sie sei gemeinsam mit den anderen Bundesressorts noch politisch überarbeitet worden. "Jetzt geht es in die Ressortabstimmung. Dann wird es eine Strategie der Bundesregierung", sagte Altmaier. Er hoffe, dass sie über Jahre halte.
Wasserstoff hat für die Energiewende viele wichtige Funktionen und kann etwa als Stromspeicher oder als Antrieb für die Brennstoffzelle im Verkehr genutzt werden. Altmaier setzt insbesondere auf grünen Wasserstoff, der durch Elektrolyse von Strom aus Erneuerbaren Energien entsteht. Anwendungsmöglichkeiten sind etwa die Stahlproduktion (Power-to-Steel), Gas (Power-to-Gas) oder die Herstellung flüssiger Kraftstoffe (Power-to-Liquid). Der Wirtschaftsminister zeigte sich überzeugt, dass die Energiewende ohne grünen Wasserstoff "auf Dauer" nicht zu schaffen sei.
Altmaier setzt dabei langfristig auch auf den Import von Wasserstoff - etwa aus Saudi-Arabien, Chile oder Nordafrika. Länder, die heute Gas exportieren, könnten künftig grünen Wasserstoff liefern, so der Minister.
In der Übergangszeit, in der Deutschland erst aus der Atomkraft und dann aus der Kohle aussteige, werde es nicht ganz ohne Erdgas gehen. "Wir werden Gaskraftwerke haben, die die Rolle eines ständigen Lieferanten von Wärme und Strom ausfüllen" - und zwar auch da, wo Kohlekraftwerke stillgelegt werden.
Die Grünen-Chefin Annalena Baerbock warnte jedoch vor einer zu starken Fixierung auf Erdgas. Investoren, die auf Wasserstoff und grünes Gas setzten, bräuchten jetzt Planungssicherheit, sagte Baerbock ebenfalls auf dem Handelsblatt-Energiegipfel. Deutschland müsse "tierisch aufpassen", nicht wie beim Gaspipeline-Projekt Nord Stream 2 "blind" auf Erdgas zu setzen und sich dann in 20 Jahren wieder mit Milliarden aus dem Energieträger herauszukaufen. Deswegen sei es "volkswirtschaftlich realistischer", Erdgas nur als "eine Übergangstechnologie" zu betrachten und genau so viel zu investieren, wie zur Versorgungssicherheit unbedingt nötig sei.
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January 21, 2020 06:02 ET (11:02 GMT)
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