BERLIN (Dow Jones)--Der Energieversorger Uniper hat die Inbetriebnahme des Steinkohlekraftwerks Datteln 4 gegen die Kritik von Umweltschützern und Mitgliedern der Kohlekommission verteidigt. Man müsse das Problem in der Gesamtbetrachtung sehen, sagte Konzernchef Andreas Schierenbeck beim Handelsblatt-Energiegipfel in Berlin. Das Unternehmen, das aus einer Abspaltung der Bereiche Wasser, Gas und Kohle von Eon hervorgegangen ist, habe seine CO2-Emissionen seit 2005 bereits um bis zu 60 Prozent reduziert. "Wir werden unser Geschäft dekarbonisieren, so weit es geht", versprach Schierenbeck. In diesem Zuge nehme die Uniper SE die ältesten Kraftwerke aus dem Markt. "Wir haben verstanden, dass das Thema CO2 nicht weggeht."
Zuvor hatten frühere Mitglieder der Kohlekommission gegen die Bund-Länder-Vereinbarung beim Kohleausstieg protestiert. Diese missachte die vor einem Jahr vorgelegten Empfehlungen der Regierungsberater, kritisierte etwa die damalige Co-Vorsitzende Barbara Praetorius. Die Kommission hatte unter anderem davon abgeraten, das Steinkohlekraftwerk Datteln 4 noch ans Netz zu nehmen.
Uniper sei sich mit seinem Mehrheitseigner, dem finnischen Staatskonzern Fortum, jedoch einig, "dass wir dekarbonisieren wollen", betonte Schierenbeck. "Wir haben konstruktive Gespräche." In dem Düsseldorfer Unternehmen hatte es gegen die Übernahme heftigen Widerstand gegeben.
Trotz der gegen Nord Stream 2 verhängten US-Sanktionen zeigte sich der Uniper-Chef überzeugt, dass die Gaspipeline noch in Betrieb gehen werde. "Ich bin der Meinung, Nord Stream 2 lässt sich nicht mehr verhindern", so Schierenbeck. Uniper engagiert sich bei dem Projekt, das von der russischen Gazprom angeführt wird, als Finanzinvestor.
Der Energieversorger setzt auch auf mehr Gasimporte. Die Produktion von Gas in Europa werde dramatisch zurückgehen, prophezeite Schierenbeck. Sowohl die Niederlande als auch Norwegen hätten ihre Förderung heruntergefahren. Es gebe künftig eine Schere zwischen dem Verbrauch und der Verfügbarkeit. Schierenbeck zufolge liegt der Gas-Bedarf bei 100 bis 150 Milliarden Kubikmetern. Nord Stream 2 könne aber nur 55 Milliarden Kubikmeter pro Jahr liefern. Es bleibe also "eine Lücke von 50 bis 60 oder mehr Milliarden Kubikmetern", so der Uniper-Chef.
Uniper will auch in Wilhelmshaven ein Terminal für Flüssiggas (LNG) errichten. Die Kapazität soll 10 Milliarden Kubikmeter betragen.
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January 21, 2020 10:08 ET (15:08 GMT)
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