Auch wenn Anhaltspunkte für eine nachhaltige Konjunkturdynamisierung noch rar gesät sind, zeigen sich die Aktienmärkte in Rekordlaune. Tatsächlich kommen selbst im transatlantischen Handelskonflikt hinter den wahlkampfbedingten Trump-Tiraden immer mehr sanfte Zwischentöne zum Vorschein. Der EZB gelang es bisher nicht, Inflation und Realwirtschaft nachhaltig kaltzustarten. Daher hat Christine Lagarde eine vollumfängliche Strategieüberprüfung bis Ende des Jahres angekündigt. Da diese in keiner restriktiven Geldpolitik münden wird, bleibt die EZB die "Patronin voller Güte, die Euro-Aktien alle Zeit behüte".
Der grüne Konjunkturkeimling braucht den geldpolitischen Gärtner noch lange
Die Unterzeichnung des "Phase Eins"-Abkommens zwischen den USA und China hat den transpazifischen Handelsstreit zumindest in eine stabile Seitenlage gebracht. Die Weltwirtschaft hat einen Boden gefunden. Und obwohl Großbritannien und die EU vor den im Februar beginnenden Verhandlungen über zukünftige Handelsbeziehungen einen rauen Ton an den Tag legen, spielt die Gefahr eines Brexit ohne Handelsabkommen zurzeit keine große Rolle.
Insgesamt dürfte die Euro-Wirtschaft laut World Economic Outlook des Internationalen Währungsfonds (IWF) mit 1,3 Prozent etwas stärker als im Vorjahr wachsen.
Maßgeblich stabilisierender Faktor für die Weltwirtschaft ist laut neuer IWF-Chefin Georgiewa die globale Geldpolitik. In der synchronsten Lockerung seit der Finanzkrise 2008 haben im letzten Jahr 49 Zentralbanken 71 Zinssenkungen vorgenommen.
Mit Blick auf die hausgemachten (Konjunktur-)Probleme in der Eurozone wird die EZB definitiv nicht auf die geldpolitische Bremse treten. In Italien droht bei Verschärfung der Regierungskrise ein Comeback von Salvini und womöglich auch eine neue Schuldenkrise.
Und so belässt die EZB ihre Leitzinsen laut geldpolitischem Statement so lange auf ihrem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau, bis sich die Inflationsaussichten deutlich einem Niveau annähern, das hinreichend nahe, aber unter 2 Prozent liegt und sich diese Preisbeschleunigung tatsächlich als nachhaltig erweist. Auch ihre Anleiheaufkäufe von monatlich 20 Mrd. Euro will sie so lange fortsetzen, wie es für die akkommodierende Verstärkung niedrigster Leitzinsen erforderlich ist. Insofern verlief die letzte EZB-Sitzung "langweilig".
Hierbei kommt das bislang dramatische Versagen der EZB vor allem in puncto Inflation zum Vorschein. Es ist geradezu absurd und widerspricht jeder Geldtheorie. Aber je liquider die Finanzmärkte, desto schwächer scheinen im Trend die Inflationserwartungen auszufallen.
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