BERLIN (Dow Jones)--Die chemische Industrie hat erhebliche Mängel beim beschlossenen Kohleausstieg angemahnt. "Mit dem heutigen Gesetz federt die Bundesregierung zwar die sozialen Härten des Kohleausstiegs ab, die wirtschaftlichen Folgen blendet sie aber aus", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), Wolfgang Große Entrup. "Mehr Klimaschutz, wie Politik und Industrie ihn gleichermaßen anstreben, geht nicht mit immer teurerem Strom." Die Regierung geht in dem Gesetzentwurf selbst von steigenden Preisen für Verbraucher aus.
Bezahlbare Strompreise seien die Voraussetzung, damit die Chemie neue, strombasierte Technologien entwickeln könne, so Große Entrup. "Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit sind unzertrennbar." Auch fürchtet der VCI um die Versorgungssicherheit in Deutschland. Zwar sollen Kraftwerke nur abgeschaltet werden, wenn es dadurch nicht zu Stromausfällen kommt. Die Regelung sei aber zu lax, mahnt der Verband. "Stromschwankungen oder ein Ausfall von wenigen Sekunden können in der Industrie erheblichen Schaden anrichten."
Der VCI spricht sich zudem für eine stärkere Würdigung von Anlagen zur Wärmeerzeugung aus. Der Gesetzesentwurf sieht einen Bonus für den Umstieg von Kohle auf Gas von 180 Millionen Euro je Gigawatt vor. Es sei jedoch nicht zu erwarten, dass Unternehmen hier weiter investieren, wenn Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung unwirtschaftlich werden, mahnte Große Entrup.
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January 29, 2020 07:26 ET (12:26 GMT)
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