BERLIN/HANNOVER (dpa-AFX) - Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hat sich in der Diskussion um Lebensmittelpreise auf die Seite der Landwirte gestellt. "Viele Nahrungsmittel sind in Deutschland im Vergleich zu Nachbarländern erstaunlich billig", sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag). Bei den zunehmenden Anforderungen an die Landwirte müssten auch die Preise für Lebensmittel im Supermarkt steigen. "Mehr Leistung muss auch besser bezahlt werden. Anders bekommen die Bauern das nicht hin." Der Einzelhandel dürfe nicht das "Prinzip des niedrigsten Preises" hochhalten.
In Niedersachsen gibt es rund 37 000 Landwirtschaftsbetriebe, von denen rund 60 Prozent im Haupterwerb geführt werden. Nach Angaben der Landwirtschaftskammer ist Niedersachsen damit in Deutschland das Agrarland Nummer eins: Hier wird fast ein Viertel des gesamten bundesweiten Produktionswertes in der Landwirtschaft von 56 Milliarden Euro pro Jahr erzielt.
Angesichts umstrittener Preisaktionen für Lebensmittel kommt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag mit dem Einzelhandel und der Ernährungsindustrie zusammen. Das Treffen im Kanzleramt mit Verbänden und Supermarktketten war bereits nach einem "Agrargipfel" bei Merkel mit Vertretern der Landwirtschaft in Dezember angekündigt worden. Hintergrund sind auch anhaltende Proteste von Bauern, die sich gegen neue Umweltauflagen, aber auch gegen umstrittene Billigangebote für Fleisch und andere Lebensmittel richten.
Wenn die großen Handelsketten das Prinzip des niedrigsten Preises hochhielten, könne die Rechnung für die Bauern nicht aufgehen, warnte Weil. "Wenn sie die Haltebedingungen für ihre Tiere verbessern wollen, müssen sie viel investieren." Der Ministerpräsident forderte auch ein verpflichtendes Tierwohllabel, kein freiwilliges wie von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) geplant. Das Label müsse auch in der Gastronomie und bei weiterverarbeiteten tierischen Produkten vorgeschrieben werden.
Gleichzeitig warf Weil der Bundesregierung vor, zu spät zu handeln: "Es kann doch nicht wahr sein, dass erst eine Einzelhandelskette mit ihren Plakaten so richtig daneben greifen muss, bevor die Bundesregierung aktiv wird." Plakate mit der Aufschrift "Essen hat einen Preis verdient: den niedrigsten" hatten die Bauern empört. In der Nacht zum vergangenen Montag blockierten sie mit 200 Traktoren die Zufahrten zum Edeka-Großlager Wiefelstede bei Oldenburg. Edeka sprach allerdings von einem Missverständnis: Gemeint gewesen sei der Ort Essen (Oldenburg), nicht Essen im Sinne von Lebensmitteln. Entsprechend regionalisierte Plakate wurden in mehr als 430 Orten aufgehängt.
Der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck forderte von der Bundesregierung ein Verbot von Ramschpreisen bei Lebensmitteln. "Dieses Preisdumping im Supermarkt macht mich wütend. Das muss die Bundesregierung untersagen", sagte Habeck der "Bild am Sonntag". Sein Vorschlag: ein Tierschutzcent auf tierische Produkte. "Damit wird der Umbau von Ställen finanziert und Tiere bekommen mehr Platz", sagte Habeck der Zeitung. Diesen kleinen Preisaufschlag würde der Verbraucher an der Kasse kaum merken.
Unions-Fraktionsvize Gitta Connemann beklagte nicht nur die Preise, sondern auch unfaire Praktiken und die Marktkonzentration im deutschen Lebensmitteleinzelhandel. "Erzeuger müssen sich Liefertermine kaufen, an Jubiläumsaktionen mit "Spenden" beteiligen, bis zu drei Monaten auf ihr Geld warten, kurzfristige Stornierungen ertragen. Wer nicht "spurt", fliegt aus dem Sortiment. Das ist unanständig", meinte die Politikerin./tst/DP/edh
In Niedersachsen gibt es rund 37 000 Landwirtschaftsbetriebe, von denen rund 60 Prozent im Haupterwerb geführt werden. Nach Angaben der Landwirtschaftskammer ist Niedersachsen damit in Deutschland das Agrarland Nummer eins: Hier wird fast ein Viertel des gesamten bundesweiten Produktionswertes in der Landwirtschaft von 56 Milliarden Euro pro Jahr erzielt.
Angesichts umstrittener Preisaktionen für Lebensmittel kommt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag mit dem Einzelhandel und der Ernährungsindustrie zusammen. Das Treffen im Kanzleramt mit Verbänden und Supermarktketten war bereits nach einem "Agrargipfel" bei Merkel mit Vertretern der Landwirtschaft in Dezember angekündigt worden. Hintergrund sind auch anhaltende Proteste von Bauern, die sich gegen neue Umweltauflagen, aber auch gegen umstrittene Billigangebote für Fleisch und andere Lebensmittel richten.
Wenn die großen Handelsketten das Prinzip des niedrigsten Preises hochhielten, könne die Rechnung für die Bauern nicht aufgehen, warnte Weil. "Wenn sie die Haltebedingungen für ihre Tiere verbessern wollen, müssen sie viel investieren." Der Ministerpräsident forderte auch ein verpflichtendes Tierwohllabel, kein freiwilliges wie von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) geplant. Das Label müsse auch in der Gastronomie und bei weiterverarbeiteten tierischen Produkten vorgeschrieben werden.
Gleichzeitig warf Weil der Bundesregierung vor, zu spät zu handeln: "Es kann doch nicht wahr sein, dass erst eine Einzelhandelskette mit ihren Plakaten so richtig daneben greifen muss, bevor die Bundesregierung aktiv wird." Plakate mit der Aufschrift "Essen hat einen Preis verdient: den niedrigsten" hatten die Bauern empört. In der Nacht zum vergangenen Montag blockierten sie mit 200 Traktoren die Zufahrten zum Edeka-Großlager Wiefelstede bei Oldenburg. Edeka sprach allerdings von einem Missverständnis: Gemeint gewesen sei der Ort Essen (Oldenburg), nicht Essen im Sinne von Lebensmitteln. Entsprechend regionalisierte Plakate wurden in mehr als 430 Orten aufgehängt.
Der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck forderte von der Bundesregierung ein Verbot von Ramschpreisen bei Lebensmitteln. "Dieses Preisdumping im Supermarkt macht mich wütend. Das muss die Bundesregierung untersagen", sagte Habeck der "Bild am Sonntag". Sein Vorschlag: ein Tierschutzcent auf tierische Produkte. "Damit wird der Umbau von Ställen finanziert und Tiere bekommen mehr Platz", sagte Habeck der Zeitung. Diesen kleinen Preisaufschlag würde der Verbraucher an der Kasse kaum merken.
Unions-Fraktionsvize Gitta Connemann beklagte nicht nur die Preise, sondern auch unfaire Praktiken und die Marktkonzentration im deutschen Lebensmitteleinzelhandel. "Erzeuger müssen sich Liefertermine kaufen, an Jubiläumsaktionen mit "Spenden" beteiligen, bis zu drei Monaten auf ihr Geld warten, kurzfristige Stornierungen ertragen. Wer nicht "spurt", fliegt aus dem Sortiment. Das ist unanständig", meinte die Politikerin./tst/DP/edh