FRANKFURT (Dow Jones)--Deutschlands Überschuss in der Leistungsbilanz ist nach Erkenntnissen des Ifo-Instituts im vergangenen Jahr wieder gestiegen und bleibt der weltweit größte. "Wir rechnen mit 293 Milliarden US-Dollar oder 262 Milliarden Euro, was 7,6 Prozent der Jahreswirtschaftsleistung entspricht", sagte Christian Grimme, Konjunkturexperte am Ifo-Institut. Im Jahr 2018 seien es 7,3 Prozent gewesen, die Europäische Union hält höchstens 6 Prozent für langfristig tragfähig.
"Die Rezession in der deutschen Industrie dürfte ein wichtiger Faktor sein, denn dadurch sind die Importe von Waren langsamer gestiegen", sagt Grimme. Aber auch die Primäreinkommen, hinter denen vor allem die Erträge aus im Ausland angelegtem Vermögen stehen, legten im Jahr 2019 weiter zu.
Die durch Primäreinkommen erzielten Überschüsse machen inzwischen 37 Prozent des Leistungsbilanzüberschusses aus. So werden hohe Nettoeinnahmen aus ausländischen Direktinvestitionen und Wertpapieranlagen erzielt. Dabei ist sich die Wissenschaft noch uneinig, wie rentabel die deutschen Investitionen im Ausland angelegt sind.
Laut Ifo dürfte Deutschland 2019 wieder das Land mit dem größten Leistungsbilanzüberschuss gewesen sein, wie schon in den drei Jahren zuvor. Der deutsche Wert liegt weit vor Japan, das einen Überschuss von 194 Milliarden Dollar (3,8 Prozent seiner Jahreswirtschaftsleistung) aufweisen dürfte. Auf Rang drei folgt China mit rund 183 Milliarden Dollar (1,3 Prozent).
Dagegen dürften die USA weltweit wieder das größte Leistungsbilanzdefizit verzeichnen haben mit etwa 490 Milliarden US-Dollar, was aber nur 2,3 Prozent der Jahreswirtschaftsleistung entspricht. Dahinter folgen Großbritannien mit einem Defizit von 117 Milliarden Dollar (4,2 Prozent) und Brasilien mit 51 Milliarden Dollar (2,9 Prozent).
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February 03, 2020 05:51 ET (10:51 GMT)
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