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EZB/Weidmann lobt Zins-Guidance und will HVPI modifizieren

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--EZB-Ratsmitglied Jens Weidmann hat sich dafür ausgesprochen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im Ergebnis ihrer Strategieprüfung Staatsanleihekäufe zum Sonderinstrument für Notfälle erklärt und sich nach Ausreizung des Leitzinsinstruments künftig zunächst auf eine Forward Guidance zu den Zinsen beschränkt. In einer Rede zum Neujahrsempfang der Deutschen Börse in Frankfurt sprach sich Weidmann außerdem dafür aus, die Kosten selbst genutzten Wohneigentums in den Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) aufzunehmen und bei der Beobachtung von Inflationserwartungen stärker private Haushalte zu berücksichtigen.

"Seit einigen Jahren gibt der EZB-Rat etwa Hinweise darauf, wie lange er wohl noch die Leitzinsen auf ihrem sehr niedrigen Niveau halten wird - abhängig vom jeweiligen Datenstand", sagte Weidmann laut vorab verbreitetem Redetext. Dadurch gebe der Rat den Märkten Orientierung für ihre Zinserwartungen und beeinflusse so die langfristigen Zinsen. "Auf diese Weise kann die Geldpolitik der Wirtschaft im Euroraum zusätzliche Unterstützung geben, obwohl unsere Leitzinsen bereits sehr niedrig sind", sagte er. Den Erfolg dieser Forward Guidance zeige unter anderem eine Studie der Bundesbank.

Weidmann schlägt vor, dass der EZB-Rat künftig eine klare Reihenfolge beim Einsatz der Instrumente einhält. "Vom Erfolg unserer Forward Guidance habe ich bereits berichtet - wenn unsere Leitzinsen bereits sehr niedrig sind, sollten wir zunächst etwa eine solche Kommunikation erwägen, bevor wir zu schärferen Mitteln greifen", forderte er.

Derzeit sagt die EZB, dass sie ihre Zinsen so lange auf dem jetzigem oder einem niedrigeren Niveau halten wird, bis die Inflation eine überzeugende Wende in Richtung des mittelfristigen Inflationsziels von "unter, aber nahe 2 Prozent" vollzogen hat und sich dies auch durchgehend in den Kerninflationsraten spiegelt. Ausweislich der Projektionen ihres eigenen volkswirtschaftlichen Stabs rechnet die EZB aber nicht damit, dass das vor Ende 2022 der Fall sein wird.

Gegen Staatsanleihekäufe äußerte Weidmann erneut Bedenken: "Meines Erachtens sollten sie ein Instrument für den Notfall sein, denn sie bringen die Gefahr mit sich, die Trennlinie zwischen der Geldpolitik und der Fiskalpolitik zu verwischen", sagte er. Das könne letztlich die Unabhängigkeit der Geldpolitik gefährden und damit die Fähigkeit der Notenbank beeinträchtigen, Preisstabilität zu sichern.

Der Bundesbank-Präsident äußert sich außerdem zu drei weiteren Gegenständen der jetzt anlaufenden Strategieprüfung: oben genanntem Politikziel und der Messung von Inflation und Inflationserwartungen.

1. Politikziel 

"Die Unterscheidung zwischen der Definition von Preisstabilität (Inflation zwischen 0 und 2 Prozent) und unserem konkreteren Politikziel (unter, aber nahe an 2 Prozent) ist selbst vielen Fachleuten nicht geläufig. Den Bürgerinnen und Bürgern ist sie nur schwer vermittelbar. Hier erscheint es mir wichtig, unsere Strategie verständlicher zu machen", sagte Weidmann. Er forderte ein "verständliches, klares und realistisches" Politikziel.

"Verständlich" bedeutet laut Weidmann, dass die Menschen die Zieldefinition begreifen und ihre Sinnhaftigkeit nachvollziehen können. "Vorwärtsgerichtet" heißt, dass Preisstabilität in der mittleren Frist, also mit Blick nach vorn, gewährleistet werden sollte. "Die Geldpolitik kann das aktuelle Preisgeschehen nur schwer beeinflussen, unsere Maßnahmen entfalten ihre volle Wirkung nur mit Verzögerungen", sagte er.

"Realistisch" heißt Weidmann zufolge, dass die Formulierung bei den Menschen keine Illusionen weckt. "Wir sollten dem Eindruck und dem Anspruch entgegenwirken, dass wir die Inflation auf die Nachkommastelle genau feinsteuern könnten, denn das können wir nicht", sagte er. Das gleiche gelte für den Zeithorizont. "Wir sollten nicht aufs Quartal genau vorab festlegen, bis wann wir unser Ziel erreichen wollen." Es sei wichtig, flexibel zu bleiben - so wie es bisher mit der Orientierung auf die mittlere Frist schon angelegt sei.

"Eine realistische und vorwärtsgerichtete Zieldefinition erlaubt der Geldpolitik zu warten, wenn es gute Gründe dafür gibt, und nicht hektisch auf jede Änderung im Datenkranz zu reagieren", sagte das EZB-Ratsmitglied. Weidmann wies Vorschläge zurück, das Inflationsziel anzuheben.

2. Inflationsmessung 

Weidmann befürwortete die Berücksichtigung der Kosten selbst genutzten Wohneigentums in den HVPI. "Die Gründe für das Fehlen des selbst genutzten Wohneigentums im HVPI sind eher technischer und methodischer Natur", sagte er. Seiner Meinung nach wäre aber der eine oder andere Abstrich bei der Methodik hinnehmbar, wenn die Statistik dafür der Lebenswirklichkeit der Menschen näherkäme.

3. Inflationserwartungen 

Die EZB misst derzeit Inflationserwartungen über Finanzvariable und über Umfragen unter Experten. Weidmann zufolge müsste sie aber auch die Erwartungen von Privatleuten und Unternehmen berücksichtigen. Die Bundesbank hat 2019 eine internetbasierte Pilotstudie zu den Erwartungen von Privatpersonen in Deutschland durchgeführt. Die Ergebnisse sind laut Weidmann "ermutigend". "Demnach stehen die Inflationserwartungen hierzulande weitgehend im Einklang mit unserem geldpolitischen Ziel", sagte er. Vor allem die aus Finanzmarktgrößen ermittelten Erwartungen sind zuletzt stark gesunken.

Weidmann sprach sich generell für eine stärkere Kommunikation mit Unternehmen und Privathaushalten aus, da es auf deren Inflationserwartungen ankomme, wenn es um Preisänderungen auf den Gütermärkten gehe: "Ein stärkerer Fokus auf die Kommunikation mit der Bevölkerung dürfte daher die Wirksamkeit der Geldpolitik steigern - auch durch höhere Glaubwürdigkeit und größeres Vertrauen."

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/sha

(END) Dow Jones Newswires

February 03, 2020 13:15 ET (18:15 GMT)

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