Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Weil die Rezessionskräfte die deutsche Industrie immer noch fest im Griff halten, dürfte es nach Erwartung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) im ersten Quartal zu keinem nennenswerten Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) kommen. IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths erklärte nach den jüngsten, schwächer als erwartet ausgefallenen Produktionszahlen für Dezember, die Industrieproduktion habe sich "mit einem deutlichen Einbruch aus dem Jahr 2019 verabschiedet".
Nach den äußerst schwachen Dezemberwerten ergebe sich für das Schlussquartal ein Rückgang von über 2 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Das sei nicht nur das sechste Minusquartal in Folge, sondern bislang auch der kräftigste Einbruch im gegenwärtigen Abschwung. Auch die Auftragseingänge, bei denen es zuvor Anzeichen für eine Stabilisierung gegeben habe, hätten ihre Talfahrt beschleunigt fortgesetzt. "Die Rezessionskräfte haben damit die deutsche Industrie immer noch fest im Griff", konstatierte Kooths.
Zwar seien die Inlandsaufträge im Dezember wieder aufwärts gerichtet gewesen, das schwache Auslandsgeschäft überwiege aber deutlich. Auch wenn die Weltwirtschaft konjunkturell allmählich wieder festeren Tritt fassen dürfte, so drohten kurzfristig vor allem produktionsseitige Ausfälle in Folge der Corona-Epidemie. "Damit dürfte auch die Erholung in der deutschen Industrie länger auf sich warten lassen und das BIP im ersten Quartal 2020 kaum mehr als stagnieren", erwartet der IfW-Konjunkturexperte.
Die Fertigung im produzierenden Sektor Deutschlands war im Dezember laut Statistischem Bundesamt gegenüber dem Vormonat um 3,5 Prozent gefallen. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten dagegen einen leichten Anstieg um 0,1 Prozent prognostiziert. "Die zuletzt schwache Entwicklung der Produktion und der Auftragseingänge deutet darauf hin, dass die Konjunkturschwäche in der Industrie noch nicht überwunden ist", hatte auch das Bundeswirtschaftsministerium die Daten kommentiert.
(Mitarbeit: Hans Bentzien)
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February 07, 2020 05:03 ET (10:03 GMT)
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