BERLIN (Dow Jones)--Die Grünen im Europaparlament haben sich für deutlich schärfere Umweltauflagen in der Schifffahrt ausgesprochen. Bis 2030 müsse die Industrie verbindlich um 40 Prozent effizienter werden, sagte die Europaabgeordnete Jutta Paulus in Berlin. Grundlage für die Berechnungen sollten die Fracht und die zurückgelegten Strecke sein. Für ölbetriebene Schiffe, die in europäischen Häfen ankern, forderte sie ein Motor-Verbot. Diese könnten stattdessen Landstrom nutzen.
Die Grünen-Politikerin ist im Umweltausschuss des Europaparlaments zuständig für eine EU-Richtlinie, die CO2-Emissionen aus dem Seeverkehr überwachen soll. Die Kommission will die Regeln derzeit überarbeiten. Hintergrund ist, dass die Schifffahrt bislang nicht im EU-Emissionshandel berücksichtigt ist und auch im Pariser Abkommen ausgeklammert wurde. Dabei ist die Branche Paulus zufolge für zwei bis drei Prozent des weltweiten Treibhausgasausstoßes verantwortlich. Laut Daten der Europäischen Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs wurden 2018 von den 10.800 erfassten Schiffen in EU-Gewässern mehr als 130 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen.
Das seien mehr als die jährlichen CO2-Emissionen Belgiens, so Paulus. Sie forderte daher, den Sektor ebenfalls zu bepreisen und in den Zertifikatehandel einzubeziehen. Neben CO2 müssten auch andere Treibhausgase wie Methan berücksichtigt werden. Aus den Einnahmen des CO2-Preises für die Schifffahrt könne ein Innovationsfonds geschaffen werden, um weitere Forschung an klimafreundlichen Alternativen zu finanzieren.
Laut der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) hat sich die Branche bislang lediglich darauf verpflichtet, ihre Emissionen bis 2050 um 50 Prozent zu reduzieren. Die EU will bis dahin aber klimaneutral werden, also nicht mehr CO2 produzieren als anderswo eingespart wird. "Wenn wir das jetzt nicht anstoßen, passiert Jahre lang nichts", sagte Paulus. Es brauche nun "eine klare Ansage" an die Industrie.
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February 07, 2020 12:04 ET (17:04 GMT)
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