Große Versprechen
Auf der Insel erhoffen sich die Brexit-Befürworter einen Schub für die Wirtschaft. Sie haben damit geworben, dass der BREXIT neue Kräfte freisetzen wird, da Großbritannien auf eigene Faust Freihandelsabkommen abschließen könne. Die Regierung hat vor allem die USA im Blick. Die Wirtschaft soll nicht nur mithilfe neuer, von der EU unabhängig ausgehandelter Handelsverträge, angekurbelt werden. Es sollen frische Investitionen fließen. Vor allem in bisher strukturschwache Regionen auf der Insel, in denen die Zahl der Brexit-Befürworter besonders hoch ist. Zudem soll die Finanzindustrie gewissermaßen auf Steroide gesetzt werden. Der "City of London" soll innerhalb der Wirtschaft Großbritanniens eine noch größere Bedeutung zukommen als heute schon. Dazu könnten niedrigere Steuern und eine laxere Regulierung von Finanzgeschäften beitragen.
Trotz der vollmundigen Versprechen der Brexit-Befürworter ist es alles andere als ausgemacht, dass der Austritt Großbritanniens aus der EU dem Vereinigten Königreich den erhofften Schub verleihen wird. Dies ist unter anderem deshalb fraglich, weil die EU der wichtigste Handelspartner für Großbritannien bleibt. Nach dem Brexit gilt es jedoch erst einmal die zukünftigen Beziehungen zu regeln. Die Übergangsphase, in der das EU-Recht im und gegenüber dem Vereinigten Königreich grundsätzlich weitergilt, endet am 31. Dezember 2020. Premierminister Boris Johnson will diese nicht verlängern. Allerdings ist die Zeit für ein Abkommen zu den zukünftigen Beziehungen damit extrem knapp bemessen, was unter anderem an den Aktienmärkten für Verunsicherung sorgen dürfte, ähnlich wie im Fall des Brexits selbst.
Endlich Gewissheit
Jahrelang gehörte das Thema Brexit neben dem amerikanisch-chinesischen Handelskrieg zu den maßgeblichen Belastungsfaktoren an den europäischen Aktienmärkten, insbesondere an der Londoner Börse. Dies spiegelte sich vor allem in der Entwicklung des FTSE 100 wider. Während die wichtigen US-Indizes Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq 100 Jahr für Jahr auf neue Rekordstände kletterten, wurde der britische Aktienleitindex durch den Brexit ausgebremst und trat in den vergangenen beiden Jahren quasi auf der Stelle. Im Vergleich zum FTSE 100 wurde das britische Pfund von den Brexit-Querelen noch stärker in Mitleidenschaft gezogen. So setzten die Notierungen im Vergleich zum US-Dollar zwischen Mitte 2014 und Mitte 2019 in der Spitze um 30 Prozent zurück. Inzwischen gibt es in Bezug auf den EU-Austritt Großbritanniens jedoch endlich Gewissheit.
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